Ray Ferrier liebt seine Familie, auch wenn der Alltag tiefe Wunden hinterlassen hat und der Zerfall der Familie bereits weit vorangeschritten ist. Seine schwangere Frau lebt mit einem anderen Mann zusammen, der fast erwachsene Sohn hat sich seinem Vater entfremdet und der um einige Jahre jüngeren Tochter kann er nicht den Halt geben, den sie von ihm erwartet. Alle diese Alltagssorgen werden unwichtig, als sich eines Tages nach unerklärbaren Blitzschlägen plötzlich riesige Maschinen aus der Erde erheben und alles Leben um sich herum zu vernichten beginnen. Zusammen mit seinen beiden Kindern, auf die er wegen einer Reise der Mutter kurzfristig aufpassen soll, versucht Ray, dem Vernichtungsfeldzug der unbekannten Wesen aus dem All, gegen die offenbar auch das Militär machtlos ist, zu entkommen und sich zu seiner Ex-Frau nach Boston durchzuschlagen. – Steven Spielberg hat mit aufwändigen Spezialeffekten und technischer Perfektion nach der Vorlage des Science-Fiction-Klassikers von H. G. Wells seine eigene Version dieses berühmten Invasionsspektakels feindlich gesinnter Außerirdischer geschaffen. Als der Stoff 1938 von Orson Welles bearbeitet wurde und als realistisch wirkende Radiosendung über den Äther ging, kam es noch zu einer Massenpanik unter den ahnungslosen Zuhörenden. Ähnliche Reaktionen sind bei dieser Leinwandadaption nicht zu befürchten, eher könnte eine gewisse Langeweile aufkommen. Außer überbordender Tricktechnik und zum Teil sehenswerten Darsteller/innenleistungen (insbesondere Dakota Fanning als Tochter Rachel) hat der Film weder von der Handlung noch von seiner Botschaft viel zu bieten. Nicht einmal ansatzweise regt er irgendwie zum Nachdenken über Fremde im Allgemeinen, freundliche oder feindlich gesinnte Außerirdische und deren etwaige Motivationenan wie etwa Spielbergs vergleichsweise vielschichtigen frühen SF-Filme ET oder Unheimliche Begegnung der dritten Art . Im Zeitalter des internationalen Terrorismus lässt sich eine weltumspannende Bedrohung fiktional offensichtlich nur noch durch einen abstrakten Krieg der Welten toppen. Vor dem moralisierend vermittelten Ideal der amerikanischen Kleinbürgerfamilie müssen allerdings selbst die übel gesinnten, übermächtigen Außerirdischen kapitulieren, die offenbar auf dem Gebiet der Mechanik und Elektronik wahre Genies sind, aber von Biologie keine Ahnung zu haben scheinen. So kommt es, dass ringsum Abertausende sterben, während Familie Ferrier weiterhin den Traum der Auserwählten träumen und dabei selbstverständlich auch zur Gewalt gegen andere Mitmenschen greifen darf. Spielberg hat schon bedeutend bessere Filme gemacht.
Autor/in: Holger Twele, 01.06.2005