Der 20-jährige Bruno lebt mit der 18-jährigen Sonia zusammen, die gerade ein Kind von ihm entbunden hat. Sonias Sozialhilfe und Brunos Erlös aus Diebstählen reichen kaum, um den Lebensunterhalt zu finanzieren und nun auch noch mit dem Baby ein sorgloses Leben zu führen. Da kommt Bruno auf die Idee, sein Kind anonym an einen illegalen Kinderhändlerring zu verkaufen. Freudestrahlend zeigt er Sonia kurz darauf die 5000 Euro, doch diese bricht zusammen, als sie erfährt, wie er zu diesem Geld gekommen ist. Später im Krankenhaus fordert sie von ihm die Rückgabe ihres Babys. – Die Gebrüder Dardenne haben für ihren schnörkellosen und fast dokumentarisch inszenierten Film die Goldene Palme in Cannes 2005 gewonnen. Ihre Ausgangsidee entstand durch eine Beobachtung, als sie sahen, wie eine junge Frau mit ihrem Säugling ziellos durch die Straßen streifte, und sie sich fragten, wer wohl der abwesende Vater dieses Kindes sein könnte. In ihrem Film zeigen sie, dass Bruno sein Kind weniger aus Skrupellosigkeit und offener Ablehnung, denn aus reiner Sorglosigkeit und geistiger Unreife verkauft, am Ende aber doch eine gewisse Einsichtsfähigkeit zeigt und einen Funken Hoffnung für die junge Familie lässt.
Autor/in: Holger Twele, 01.11.2005