1940 eröffneten Rudi und Miriam Weissenstein in Tel Aviv das Fotoatelier
Zalmania. Seitdem gehört der kleine Laden zu Miriams Leben. Sorgfältig bewahrt sie das fotografische Werk ihres 1992 verstorbenen Mannes auf, darunter die einzigartigen Aufnahmen, die er am 14. Mai 1948 machte, als David Ben Gurion den israelischen Staat proklamierte. In der Folge hat Rudi sie alle fotografiert: Golda Meir wie Shimon Peres, die Mächtigen und die Schönen, den Einwanderer wie das Straßenkind und immer wieder Tel Aviv. Entstanden ist so ein offen zugängliches Archiv mit fast einer Million Negativen, eine Art fotografisches Gedächtnis Israels, das von Miriam und ihrem Enkel Ben gehegt und gepflegt wird. Doch nun soll das Traditionsgeschäft einem Neubau weichen, dem Lebenswerk droht das Aus. Damit wollen sich aber weder Großmutter noch Enkel abfinden.
Vom ersten Moment an vermittelt
Life in Stills, wie nah sich Miriam und Ben sind. Tamar Tal hat für ihren Dokumentarfilm beide jahrelang als stille Beobachterin mit der
Kamera begleitet und zeigt sie in verschiedenen Alltagssituationen. Bei aller Liebe läuft es zwischen Großmutter und Enkel jedoch nicht ohne Konflikte ab. So heißt Miriam etwa Bens Marketingstrategien nicht gut, während Ben regelmäßig am Starrsinn der alten Dame verzweifelt. Vergeblich versucht er zudem, eine Familientragödie zu verarbeiten. Doch gerade diese intimen Momente machen die Dokumentation unterhaltsam und berührend, zeigen sie doch auch, wie verbindend die Kraft zwischen zwei Generationen sein kann. Unterbrochen wird die Handlung durch Fotos von Rudi Weissenstein, die als
Inserts dazwischen
montiert wurden. So eröffnet der Film nebenbei auch Einblicke in die Alltagsgeschichte Israels.
Die enge Beziehung zwischen Großmutter und Enkel steht deutlich im Mittelpunkt von
Life in Stills, was die Schüler/innen dazu anregen kann, sich mit den eigenen Großeltern und deren Geschichte zu beschäftigen. Welche Träume hatten sie? Was hat ihr Leben geprägt? Welche historischen Ereignisse haben sie miterlebt? In Form von Interviews, Collagen oder Handyfilmen können sie das Erzählte in kreativer Form dokumentieren und im Plenum präsentieren. Im Politik- oder Geschichtsunterricht lässt sich anhand des Films die Geschichte Israels thematisieren. Dabei kann analysiert werden, welche Informationen der Film über den Staat vermittelt – ein guter Ausgangspunkt für weiterführende Recherchen. Das Thema Fotografie bietet sich schließlich für das Fach Kunst an. Dafür können auf der Website des Fotoateliers (
www.pri-or.com) die Bilder nochmals betrachtet werden. "Meine Stadt" oder "Meine Großeltern" bieten sich als Themen für Fotoreportagen an.
Autor/in: Kirsten Taylor, 16.08.2012
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