In seiner Schule ist der schmächtige Sam nicht der einzige, der von seinem korpulenten Klassenkameraden George schikaniert und verprügelt wird, denn dieser lässt seine Wut oft wie aus heiterem Himmel an anderen aus. Mit deutlichen Spuren im Gesicht berichtet Sam seinem großen Bruder Rocky davon und der findet, George verdiene endlich einen Denkzettel. Der Racheplan, an dem sich Rockys Freunde Clyde und Marty begeistert beteiligen, sieht vor, George zu einem gemeinsamen Bootsausflug zu überreden und ihn dabei im ganz wörtlichen Sinn bloßzustellen. Sams gleichaltrige Freundin Millie, die erst beim gemeinsamen Bootsausflug eingeweiht wird, hat jedoch Skrupel, zumal sie findet, dass George auch sympathische Seiten an sich hat und im Grunde genommen zu bedauern ist. Gegen Martys Widerstand, der selbst unter einem gewaltbereiten älteren Bruder zu leiden hat, wird der Plan daher abgebrochen. Doch dann kommt es zwischen Marty und George zu einem Streit, bei dem George im Fluss ertrinkt. Geschockt beraten die ungleichen Freunde, wie sie mit dieser Situation umgehen sollen. – In seinem beeindruckenden Spielfilmdebüt, das beim renommierten Sundance Film Festival ausgezeichnet wurde, erzählt Jacob Estes, wie sich aus Rachegelüsten tödlicher Ernst entwickelt. Ohne die üblichen Dramatisierungen des Hollywoodkinos, in ruhigen Bildern und mit einer subtil eingesetzten Musikuntermalung geht der verstörende Film intensiv und ohne pädagogischen Zeigefinger den Fragen nach, auf welche Weise und bis zu welchem Punkt auch junge Menschen Verantwortung für die Folgen ihrer Handlungen übernehmen müssen und unter welchen Voraussetzungen sich moralische Grundsätze entwickeln beziehungsweise außer Kraft gesetzt werden. Ein Film, dem es gelingt, dem Dauerthema "Jugend und Gewalt" weitere nachdenkenswerte Facetten hinzuzufügen.
Autor/in: Holger Twele, 01.05.2005