Der Facharzt für Pränataldiagnostik legt Katja Baumgartner eine Abtreibung nahe. Es besteht Verdacht auf Chromosomenanomalie, das Kind wird nicht lange lebensfähig sein. Die dreifache Mutter, Hebamme und Filmemacherin trägt das Kind dennoch aus. Ihre Freundin, die renommierte Kamerafrau Gisela Tuchtenhagen, begleitet sie durch die schwierige Zeit der Ungewissheit und des Zweifels bis zur Geburt des kleinen Martin Tim. Das Baby stirbt dreieinhalb Stunden nach der Geburt ruhig in den Armen der Mutter. – Dieser autobiografische Dokumentarfilm wirft Fragen nach den Grenzen des Persönlichen und nach individueller Verantwortung auf. Die Kamera ist immer ganz nahe dran, ohne voyeuristisch zu sein. Der Blick zurück schmerzt, intim, manchmal zu intim wirkt die Chronologie des Hoffens und Bangens, brisant ist die ethische Dimension. Man sträubt sich gegen die Schonungslosigkeit der Filmemacherin und bewundert dennoch ihre rigorose Offenheit und den Mut zum Privaten.
Autor/in: Margret Köhler, 01.04.2003