Der Zweite Weltkrieg, 1943: Mit dem Rückzug der deutschen Wehrmacht tritt Hitlers Vernichtungswahn in die verheerendste Phase. Unter Billigung von US-Präsident Roosevelt stellt der New Yorker Kunsthistoriker Frank Stokes einen internationalen Expertentrupp zusammen, um Europas Kunstschätze vor der Zerstörung zu bewahren und anschließend zurückzugeben. Vor und zum Teil hinter den feindlichen Linien retten die Monuments Men, unter Einsatz ihres Lebens, fünf Millionen Kunstwerke. Es ist ein Wettrennen mit den Russen und kunstverliebten Nazis, die Gemälde von unschätzbarem Wert in Salzbergwerken oder Privathaushalten verstecken. Wertvolle Hinweise auf Fundorte liefert die Pariser Museumsangestellte Claire Simone, mit einem heimlich geführten Notizbuch.
Die Geschichte der "Monuments, Fine Arts, and Archives Section" ist wahr, aber wenig bekannt. Mit einem leichtgängigen Kriegsfilm will ihr Regisseur George Clooney ein Denkmal setzen. Dazu hat er sich die Rolle des charmanten Kunstoffiziers Stokes auf den Leib geschrieben. Nicht von ungefähr erinnert die Rekrutierung harmloser Kunstliebhaber und Familienväter zum uniformierten Stoßtrupp an seinen Part in der Gaunerkomödie
Ocean’s Eleven (Steven Soderbergh, USA 2001). Diesen verschmitzten Ton kann der Film jedoch nicht durchhalten. Die zwischen flotten Militärmärschen und übertrieben pathetischen Klängen changierende
Musik zeugt von der Schwierigkeit, das ernste Thema in den Griff zu bekommen. Als letzte Zuflucht bleibt allzu oft ein naiver Patriotismus. In dramaturgischer Hinsicht fehlt ein Spannungsbogen: Die fieberhafte Suche nach Michelangelos Brügger Madonna, für die ein Kamerad sein Leben lässt, kann diese Funktion nur zeitweise ausfüllen.
Trotz dieser Schwächen und einiger künstlerischer Freiheit kann der Film als ein Einstieg in das aktuelle Thema der NS-Raubkunst dienen. Neben der Historie zum Teil weltberühmter Kirchen- und Museumsschätzen kommt in einigen wenigen Szenen auch die tragische Geschichte enteigneter jüdischer Familien und Sammler zur Sprache. Daran anknüpfend lassen sich im Unterricht auch die Hintergründe um den sogenannten Schwabinger Kunstfund diskutieren. Als Kunstwerk von eigenem Rang ist der Film trotz seiner dramaturgischen Schwachstellen darüber hinaus ein Beispiel für das Genre des historischen Kriegsfilms und Hollywoods Starkino: Sämtliche Rollen sind mit prominenten Schauspielern/innen exquisit besetzt, die wenigsten wirken jedoch wie Experten/innen.
Autor/in: Philipp Bühler, 20.02.2014
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