Die 18-jährige Schülerin Anke lebt mit ihrer Mutter in einer norddeutschen Kleinstadt. Seit der Selbsttötung ihres Vaters vor 13 Jahren ist das Verhältnis zur Mutter gespannt, denn Anke gibt ihr die Schuld an seinem Tod. Als die Mutter ihr Liebesverhältnis mit dem Pfarrer offenbart, beschließt die verärgerte Tochter, die Stadt zu verlassen. Dabei lernt sie den 25-jährigen Ulf kennen, den Ex-Freund ihrer Freundin Insa. Der exzentrische junge Mann kommt wegen einer Erbschaft zurück und verheißt Anke die Erfüllung ihres Traums von der weiten Welt auf seiner Motoryacht, der "Northern Star". – In seinem ersten langen Film zeichnet der Regisseur und Drehbuchautor Felix Landau das nüchterne Porträt einer Heranwachsenden, die unbedingt aus der Provinzenge ausbrechen will und selbst durch eine 'verrückte' Liebesbeziehung keinen Seelenfrieden findet. Auch wenn das Jugenddrama einige Längen aufweist und zuweilen etwas rau wirkt, gibt Julia Hummer ( Die innere Sicherheit ) dem schroffen Girlie doch ein beachtliches Gewicht. Gegen ihre kraftvolle Präsenz fallen sowohl Nic Romm als großmäuliger Ulf und Lena Stolze als allzu nachgiebige Mutter ab. Nur Peter Kurth hält als robuster Pfarrer der aggressiven Energie der Protagonistin stand. Die spröde Inszenierung erinnert in ihrer Strenge an Christoph Hochhäuslers Hänsel-und-Gretel-Variation Milchwald und in ihrer Konzentration an die Filme von Christian Petzold. Randau will nicht gefallen, er bemüht sich auch nicht, um jeden Preis die Sympathie des Publikums zu wecken. Den desillusionierten Blick hält sein Film bis zum bitteren Schluss durch, der trotzdem Raum für einen eigenen Weg ins Leben lässt. Mit seinem sperrigen Dokument einer jugendlichen Verstörung bürstet Randau oft gegen den Strich, seine viel versprechende eigenwillige Handschrift macht aber neugierig auf das nächste Werk.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.12.2004