Zwei Liebende wollen den Bund fürs Leben schließen, als ein tragisches Unglück alle ihre Zukunftspläne zunichte macht. Der Mann wird querschnittsgelähmt, ist dauerhaft ans Bett und an den Rollstuhl gefesselt und darüber so verbittert, dass er zunächst keine Hilfe annehmen kann. Unterdessen verliebt sich der behandelnde Arzt, dessen Frau den Unfall verursacht hat, in die Verlobte des Opfers und zerstört mit dieser Liaison seine Familie. – Schicksalsschläge, die das Leben von einer Sekunde auf die andere komplett verändern können, wirken im Film immer noch dramatischer als in der Realität. Susanne Bier gelingt das Kunststück, neben der Tragödie auch die komischen Seiten solcher Lebenswege aufzuzeigen, ohne die Ernsthaftigkeit ihres Themas zu schmälern. Und selten genug gelingt es einem Film, so unmittelbar zu berühren und tiefgehend grundsätzliche Fragen des Lebens aufzuwerfen, wie die nach dem eigenen Schicksal und der Verantwortung für die Menschen, die man liebt. Susanne Bier hat ihren siebten Spielfilm nach den Regeln des dänischen Dogma-Manifests gedreht, das von Thomas Vinterberg, Lars von Trier und anderen zur ästhetischen Erneuerung des Kinos entwickelt wurde, um Wahrhaftigkeit und Menschlichkeit wieder ins Zentrum der Filme zu bringen. Biers Dogma-Film löst diese Ansprüche restlos ein.
Autor/in: Holger Twele, 01.01.2003