1944, am Ende des Zweiten Weltkrieges und fünf Jahre nach dem Bürgerkrieg in Spanien hat General Franco gesiegt. In den Wäldern südlich der Pyrenäen kämpfen jedoch noch immer republikanische Rebellen gegen das rechtsnational gesinnte Regime. In diese Gegend zieht die elfjährige Ofelia mit ihrer Mutter auf ausdrückliche Order des dort stationierten zweiten Ehemanns, Capitan Vidal. Die mittellose Mutter, die sich in Zeiten allgemeiner Gesetzlosigkeit Hilfe für sich und ihre Tochter erhofft, erwartet von Vidal ein Kind. Ofelias Stiefvater jedoch ist ein faschistischer Despot, der mit aller Härte die Aufständischen bekämpft und sich nur wenig um seine schwangere Frau und ihre Tochter kümmert. Vor der allgegenwärtigen Grausamkeit in ihrer neuen Umgebung sucht das ernsthafte Mädchen Trost in einer Fantasiewelt, die von Feen und einer Peter Pan-Figur bevölkert ist. Sie selbst ist darin eine verschollene Prinzessin, die erst mehrere Bewährungsproben zu bestehen hat, bevor sich alles zum Guten wenden kann. Durch ihre Freundschaft mit der Haushälterin des Stiefvaters, die geheime Kontakte zur Widerstandsgruppe hat, gerät Ofelia schließlich in Lebensgefahr.
Nach
The Devil`s Backbone (El Espinazo del Diablo; 2001) kehrt Guillermo del Toro ins faschistische Spanien zurück und präsentiert eine düstere Parabel über die Macht der Träume.
Pans Labyrinth ist reich an irrwitzigen Metaphern und Symbolen, eine visuell starke Mischung aus Wirklichkeit, Magie und Märchen inmitten eines von mythischen Fabelwesen bevölkerten Kosmos. Der Regisseur, der sich hier von Goyas "schwarzen Bildern" beeinflussen ließ, entlarvt im Zusammenprall der faschistischen Albtraumrealität mit den phantastischen Traumwelten Ofelias den Faschismus als totalitäres System, das dem Individuum jegliche Wahlmöglichkeit nimmt. Dem Mädchen bleibt nur die Flucht in die Imagination, aus der sie den Mut schöpft, sich gegen den Schrecken der Alltagswirklichkeit zu stellen. Trotz großer Brutalität und einiger harter Folterszenen fasziniert dieses nach del Toro "dunkle Märchen über den Faschismus", das so gar nicht den herkömmlichen Erwartungen an einen politischen Film über den Faschismus entspricht. Gerade wegen dieser Irritationen regt
Pans Labyrinth zum Nachdenken an über eine Geschichte, die auf konkreten historischen Ereignissen beruht, aber wie jedes Märchen auch etwas Universelles in sich trägt.
Autor/in: Margret Köhler, 23.02.2007