Die in bescheidenen bürgerlichen Verhältnissen aufgewachsene Spanierin Caye und die illegal aus der dominikanischen Republik eingereiste Zulema arbeiten – jede für sich und ohne Wissen ihrer Herkunftsfamilien – als Prostituierte in Madrid. Caya ist Anfang dreißig und voller Sehnsucht nach einem normalen Leben. Sie träumt von einem "richtigen" Job und von einem Mann, der sie abends von der Arbeit abholt. Caya leidet unter der täglichen Lüge gegenüber ihrer gutgläubigen Mutter, der das Gewerbe ihrer Tochter verborgen bleibt. Zulema, die ohne Papiere vollends der Willkür ihrer Freier ausgeliefert ist, möchte ihrem fünfjährigen Sohn in der Dominikanischen Republik ein besseres Leben ermöglichen und schickt ihr erspartes Geld nach Hause. Aus den anfänglichen Rivalinnen um die Gunst und das Geld der illustren Kunden werden dicke Freundinnen, die sich gegen die scheinbare Allmacht der Männer zur Wehr setzen.
Wie schon in
Montags in der Sonne (2002) greift de Aranoa auch in seinem neuen Film gesellschaftliche Realitäten von Randgruppen mit großer Präzision auf. Jenseits von "Pretty-Woman"-Verklärung und ohne moralischen Zeigefinger schildert Princesas den tristen Lebensalltag zweier Prostituierter und bewahrt dabei die menschliche Würde dieser beiden Frauen. Die Konkurrenz durch ausländische Arbeitskräfte macht auch vor dem Madrider Rotlichtviertel nicht halt. Scheel beobachten die "Alteingesessenen" die exotische Konkurrenz, die durch billigere Preise auch noch das Geschäft vermiest. Wie einen Hochseilakt, der jederzeit zum Absturz führen kann, inszeniert de Aranoa den täglichen Kampf seiner "Prinzessinnen" um ein bisschen Glück. Dabei verzichtet er auf gängige Stereotypen und märchenhafte Wendungen, ermöglicht stattdessen uneingeschränkte Sympathie für die beiden Frauen in ihren Sehnsüchten und in ihren Ängsten. Der Authentizität dieser starken und zugleich so zerbrechlichen Frauenfiguren können sich die Zuschauenden kaum entziehen. Zu Recht wurden Candela Peña und Micaela Nevárez 2006 für ihre beeindruckende schauspielerische Leistung mit dem spanischen Filmpreis Goya ausgezeichnet. Die mit großer Brennweite aufgenommenen Bilder aus der räumlichen Distanz wahren den Respekt vor Caye und Zulema bringen sie uns zugleich als warmherzige, liebens- und achtenswerte Personen nah. Diese betont sachliche, niemals voyeuristische Darstellung behält de Aranoa auch bei, wenn er die Protagonistinnen bei ihrer "anrüchigen" Arbeit zeigt. Seine Inszenierung macht deutlich, dass die beiden ihren Job aus wirtschaftlicher Notwendigkeit ausführen und versuchen, sich davon so wenig wie möglich emotional berühren zu lassen. Neben dieser ernüchternden Beschreibung des von Vorurteilen belegten Gewerbes leistet sich der Film bei aller Ernsthaftigkeit einen wunderbar lakonischen Blick auf Rollenbilder und die spanische Gesellschaft mit Dialogen, deren komische Wahrheiten einen zugleich lachen und weinen lassen.
Autor/in: Dinah Münchow, 28.12.2006