Vier Paarbeziehungen verändern sich nach den dramatischen Ereignissen vom 11. September 2001: Der Journalist Felix soll binnen Minutenfrist von einem Artikel über Präimplantationsdiagnostik auf eine Stellungnahme zum Fundamentalismus umschwenken und vernachlässigt über diesem geistigen Spagat seine Freundin Natasha. Die hochschwangere Lena ist mit einem muslimischen Pizzabäcker liiert und beginnt sich von ihm zu distanzieren, als dieser nach dem Attentat zu wenig Mitgefühl mit den Opfern und mit ihr selbst zeigt. Der von Amerika und seiner Kultur begeisterte Polizeibeamte Helmer wird im Rahmen der einsetzenden Rasterfahndung auf verdächtige "Subjekte" angesetzt, während seine privaten Schwierigkeiten mit Frau und Sohn ihm über den Kopf wachsen und zu unkontrollierten Aggressionsausbrüchen führen. Und der ständig gestresste Finanzmanager Philipp Scholz, der in Scheidung mit seiner introvertierten Frau lebt, besinnt sich auf bessere Zeiten, um im Fall einer Flugzeugentführung jemanden zu haben, den man anrufen kann. Er möchte zu seiner Frau zurückkehren, ohne allerdings deren innere Nöte wirklich wahrzunehmen. – Max Färberböck liefert in seinem episodischen Spielfilm über den 11. September beeindruckende Psychogramme einiger Menschen, deren Leben sich nach dem Terroranschlag verändert und die beginnen, über ihr eigenes Leben neu nachzudenken. Zunächst einmal verdient sein ernsthaftes Bemühen Anerkennung, die weit reichenden Folgen dieses Attentats auf nahezu jeden Menschen auch aus deutscher Sicht kritisch zu reflektieren und es ist der erste deutsche Spielfilm zu diesem Thema. Gleichwohl weist sein neues Werk, das er selbst als Experiment begreift, formal in keiner Weise über den Kompilationsfilm 11'09''01 (siehe Kinofenster 12-02) hinaus. Es ist auch nicht unproblematisch, die Männer in diesen Paarbeziehungen alle als selbstgefällige, aggressive, uneinsichtige Täter und die Frauen allein als leidende und zur (Selbst-)Erkenntnis drängende Opfer zu präsentieren und den Terroranschlag als Auslöser für längst fällige Reflexionen über die eigene Beziehung und Entscheidungen im privaten Bereich.
Autor/in: Holger Twele, 01.06.2003