In einer afrikanischen Diktatur muss Shandurai mit ansehen, wie ihr Mann, ein politisch aktiver Lehrer, von der Polizei verschleppt wird. Sie flieht nach Rom und beginnt dort, Medizin zu studieren. Ihren Lebensunterhalt verdient sie sich als Hausmädchen des englischen Pianisten Kinsky, der zurückgezogen in einem geerbten prächtigen Palazzo lebt. Der dandyhafte Kinsky verliebt sich in die temperamentvolle Afrikanerin, die ihn aber zunächst abweist. Trotz unerwiderter Liebe zu ihr ist er schließlich bereit, seinen Besitz und seine Lebensweise zu opfern, um ihren Ehemann aus dem Gefängnis zu befreien. – Mit Meisterwerken wie dem Jahrhundert-Epos 1900 (1975/76) und dem neunfachen Oscar-Gewinnerfilm Der letzte Kaiser (1986) hat sich Bernardo Bertolucci in den Olymp der Filmgeschichte katapultiert. Danach hat seine Kreativität spürbar nachgelassen. Erst mit dem Generationenporträt Die Träumer über die Pariser Mai-Unruhen von 1968 konnte er wieder einen Erfolg bei der Filmkritik landen. Im Windschatten dieses neuen Films kommt nun Shandurai , eine sechs Jahre ältere Verfilmung einer kleinen Kurzgeschichte, in die hiesigen Kinos. Ursprünglich für das italienische Fernsehen gedreht, ruht das subtile Kammerspiel fast völlig auf den Schultern zweier Schauspieler/innen, die sich in ihrer Gegensätzlichkeit wunderbar ergänzen: Thandie Newton und David Thewlis. Leider verliert sich Bertolucci zu oft in ausgiebigen Beobachtungen banaler Haushaltsarbeiten und andererseits in melodramatischen Übersteigerungen. Der pointierte Kontrast zwischen afrikanischer Popmusik und europäischer Klassik soll als Ausdrucksmittel wohl an die Stelle der sehr karg ausgefallenen Dialoge treten, kann dies aber nicht wirklich leisten. Durch diese unausgegorene Mixtur, die oft genug mit plakativen Symbolismen überzogen wird, verliert die viel versprechende Konstellation eines extremen "culture clash" leider rasch an Glaubwürdigkeit und ästhetischer Stringenz.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.03.2005