Der Tatort dieser Dokumentation ist das Städtchen Kumba im westafrikanischen Kamerun. Dort haben sich Richterin Beatrice Ntuba und Staatsanwältin Vera Ngassa auf Fälle misshandelter Frauen spezialisiert. Ohne Off-Kommentar begleitet die Kamera drei Monate lang die beiden couragierten Juristinnen dabei, wie sie in lokalen Bezirksgerichten bei der Durchsetzung rudimentärer Frauen- und damit Menschenrechte Kärrnerarbeit leisten. Drei Fälle werden dargestellt: Die Muslimin Amina klagt ihren prügelnden Ehemann an, ein Vater die Vergewaltigung seiner 10-jährigen Tochter Sonita, und die sechsjährige Manka, von Narben übersät, sagt gegen ihre sadistische Tante aus. Zur Heldin wird vor allem Amina, die gegen den Druck ihrer Sippe und der islamischen Religionswächter ein Tabu bricht, indem sie ihre Scheidung durchsetzt.
Sisters in Law gewährt authentische Einblicke in afrikanische Lebenswelten jenseits der Bilder von bedrückender Armut, Krieg oder Exotik, die uns die Medien häufig vermitteln. In einer männerdominierten islamischen Welt verhelfen Beatrice Ntuba und Vera Ngassa Frauen zu ihrem Recht und ermutigen sie, sich für ihre Interessen einzusetzen. Der Elan, mit dem Ntuba und Ngassa sich gegen angeblich eherne Traditionen durchsetzen und die Gesellschaft zu verändern helfen, wirkt ansteckend. Stets kommt bei den betroffenen Musliminnen Zwangsheirat zur Sprache – "wir haben still gelitten" – und sie geloben sich gegenseitig, ihre Töchter künftig auf die Schule zu schicken. Spannend wird es auch dann, wenn uneinsichtige Patriarchen verhört werden und eine ganze Palette von Gemütsbewegungen zum Vorschein kommt – Überheblichkeit, Fassungslosigkeit bis hin zum Leugnen, Lügen und Nachgeben. Erschütternd sind die verschüchterten Kinder, fast erheiternd die Standpauken der Juristinnen und das Szenario, das die gegnerischen Anwälte veranstalten. Wie viel Mut und Zivilcourage hinter dem entschlossene Handeln der meist gut gelaunten Juristinnen steckt, lässt sich nur erahnen. In Kamerun sind Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen an der Tagesordnung und immer wieder werden auch diejenigen, die für die Rechte anderer eintreten, selbst Opfer von Verfolgung und Repression. Die Anwesenheit einer Kamera hat hier sicher Einiges zur gewaltfreien Lösung der Fälle beigetragen.
Autor/in: Birgit Roschy, 12.09.2007
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