Im Dienst der Pharmaindustrie arbeitet das Wissenschaftlerpärchen Elsa und Clive an einem Genforschungsprojekt. Als ihre Vorgesetzten ihnen Grenzen setzen, führen sie das Projekt heimlich zu Ende: Sie erschaffen ein Hybridwesen, eine künstliche Kreatur mit der DNA einer Frau. Dren – "Nerd" rückwärts gelesen – wächst schnell vom Baby zum Teenie heran, mit all den wechselhaften Gefühlen, die dazugehören. Sie entwickelt zudem ungeahnte Fähigkeiten, die zur Bedrohung werden. Auf Forschungseifer und ethische Gewissensbisse folgt eine Tragödie.
In seinem vierten Spielfilm nutzt der Kanadier Vincenzo Natali (
Cypher, USA 2002) konventionelle Elemente des Science-Fiction-Thrillers und Horrorfilms, um Chancen und Gefahren der Genforschung im populären Genre des Monsterfilms zu reflektieren. Der spannungsreiche Wechsel von Suspense und Action an traditionellen Schauplätzen – das Labor und das einsame Haus im Wald – erzeugt Schauereffekte und weist auf eine finale Katastrophe hin. Doch Dren, von der Schauspielerin Delphine Chanéac mit Unterstützung von Prothesen und
digitalen Effekten eindrücklich verkörpert, ist ein ebenso anziehendes wie furchterregendes Wesen. Auch ihre beiden Schöpfer bleiben komplex, ihre Handlungen streitbar. So schließt der Film mit einem offenen Ende, das auf die Verunsicherung des Publikums abzielt. Eine einfache Moral wird nicht geboten.
Obwohl
Splice verstörende Gewaltszenen beinhaltet, eignet sich der Film dank des facettenreichen Plots für eine kritische Auseinandersetzung im Unterricht mit Genforschung und Eingriffen in die Evolution. Speziell das Für und Wider in Bezug auf die heutigen Möglichkeiten der Medizin können vor dem Hintergrund aktueller Forschungstendenzen diskutiert werden. Weiterhin bietet sich ein epochenübergreifender Vergleich im Hinblick auf die Frage an, mit welchen Bildern und in welchen Genres von Menschen gemachte Monster in den Künsten imaginiert wurden. Vergleichbare Vorstellungen aus Sicht ihrer Zeit thematisieren beispielsweise der Prometheus-Mythos, Mary Shelleys Roman
Frankenstein (1818) oder David Cronenbergs Film
Die Fliege (USA 1986).
Autor/in: Marguerite Seidel, 02.06.2010
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.