Die afroamerikanischen Sänger Marvin Gaye, Diana Ross und Stevie Wonder sind weltberühmt. Sie spielten die Hits, die in den 1960er und 70er Jahren ihren Erfolg begründeten, bei Motown-Records in Detroit ein. Kaum Beachtung fanden dagegen die großartigen Musiker, die sie begleiteten und die sich "Funk Brothers" nannten. Dabei ist ihr unverwechselbarer Stil legendär, ein Mix aus Soul-, Rhythm & Blues- und eigenen Elementen. Die Geschichte der "Funk Brothers" begann 1959, als Motown-Records-Gründer Berry Gordy die besten Jazz- und Bluesmusiker Detroits engagierte, um mit ihnen Aufnahmen für seine Plattenfirma zu machen. Von da ab spielte dieselbe Gruppe von Musikern 14 Jahre lang unzählige Musikstücke ein, darunter Evergreens wie "My Girl", "What's going on" und "Dancing in the streets". Sie landeten mehr Nummer 1-Hits als Elvis Presley, die Rolling Stones, die Beach Boys und die Beatles zusammen. Der "Motown-Sound" drückte das Lebensgefühl einer ganzer Generation aus: Er begleitete die Bürgerrechtsbewegung der Afroamerikaner, den Protest gegen den Vietnamkrieg, sprach der Jugend in Zeiten sozialer und politischer Unruhen aus der Seele. Motown-Records entwickelte sich damals zu einem der bedeutendsten Plattenkonzerne für so genannte "schwarze Musik". Der Einfluss auf die moderne Popmusik ist bis heute groß. Das Ende für die "Funk Brothers" kam mit dem Umzug der Firma 1973 nach Los Angeles. – Die letzten sieben noch lebenden von ursprünglich 13 "Funk Brothers" sind drei Jahrzehnte nach ihrer Trennung für Paul Justmans Dokumentarfilm noch einmal zusammengekommen und erzählen an den Originalschauplätzen ihres Schaffens ihre Geschichte. Ihren innigen Zusammenhalt vermitteln sie mit köstlichen wie auch traurigen Anekdoten. Viele von ihnen betreffen James Jamerson, den kreativen Kopf der Gruppe und Ausnahmebassisten, der mit nur einem Zeigefinger virtuoser spielen konnte als die meisten Bassisten mit beiden Händen. Er verstarb 1983, wenige Monate nach einem großen Jubiläumskonzert zum 25-jährigen Bestehen von Motown-Records, zu dem ihn niemand eingeladen hatte. Neben den Interviews zeugen Archivbilder und nachgestellte Szenen von einer aufregenden Zeit. Justman setzt den leidenschaftlichen Künstlern ein filmisches Denkmal, herzenswarm und bewegend wie ihre Musik, und holt sie damit aus dem Schatten des Vergessens wieder ins Rampenlicht.
Autor/in: Stefanie Zobl, 01.07.2003