Klaus Nomi, 1944 als Klaus Sperber in Bayern geboren, war die Kultfigur der New Wave Performance-Szene der späten 1970er- und 80er-Jahre. Andrew Horn porträtiert den charismatischen Sänger, der als ausgebildeter Countertenor sowohl Opern wie auch Popmusik sang. Nomi war der perfekte Videostar, stand mit David Bowie auf der Bühne und schwärmte für Maria Callas. Seine unverwechselbare Stimme, seine bizarren Kostüme und das stets weiß geschminkte Kabuki-Gesicht machten ihn zur Ikone seiner Zeit. The Nomi Song ist eine Annäherung an den exzentrischen Künstler, den man durch diverse filmisch dokumentierte Bühnenauftritte etwas näher kennen lernt und von dessen Persönlichkeit noch heute Faszination ausgeht. Da sich jedoch Nomi selbst kaum in Interviews zu seinen Träumen, Idealen, Enttäuschungen und Plänen geäußert hat, bleibt Vieles offen. Der Filmemacher hat zwar Nomis Manager und Weggefährten interviewt, die aber berichten in erster Linie nur über seinen künstlerischen Werdegang und nutzen die Gelegenheit einer Selbstdarstellung. Über Klaus Sperbers Privatleben erfährt man nur, dass er schwul und ziemlich unglücklich war, nie eine richtige Beziehung hatte, 1983 eines der ersten prominenten Aids-Opfer wurde und einsam in einer Klinik starb. Etlichen spannenden Fragen geht der Film leider gar nicht nach, zum Beispiel, wie es dazu kam, dass der Sänger, der schon als Kind die Oper liebte, doch kein klassischer Opernsänger wurde, sich gar überwiegend der Rockmusik verschrieb, in Zeiten, in denen Crossover noch ein Fremdwort war. Protestierte er gegen ein bürgerliches Elternhaus? Reizten ihn Kontraste und die Vorstellung, ein Multikünstler zu sein? Realisierte er nur die Idee seiner Manager oder ließ er sich auf Experimente ein, weil Countertenöre damals noch nicht ernst genommen wurden? Warum hatte dieser Mann keine Freunde? Und was hatte es eigentlich mit der New Wave-Bewegung auf sich? Auch darüber hätte man gerne mehr erfahren.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.03.2005