Irgendwo in einer Kleinstadt im Europa des 19. Jahrhunderts soll ein junges Paar miteinander vermählt werden, obwohl die beiden sich noch gar nicht kennen. Victoria stammt aus einer alteingesessenen Adelsfamilie, die jedoch unter Geldnot leidet, Victor ist der geprügelte Sohn eines neureichen Fabrikantenpaars, das durch Fischkonserven zu Geld gekommen ist. Mit der reinen Zweckheirat hoffen seine ungehobelten Eltern, den Aufstieg in die feine Gesellschaft zu schaffen. Was niemand erwartet hätte: Victor und Victoria verlieben sich auf der Stelle ineinander. Die Heirat muss jedoch um einen Tag verschoben werden, weil Victor so aufgeregt ist, dass er das Ehegelübde nicht richtig aufsagen kann. Beschämt rennt er in den Wald, probt die Zeremonie mit seinem Ehering an einem Ast und ist plötzlich mit einer geheimnisvollen Leichenbraut aus der Unterwelt verheiratet. Aber wahre Liebende kann auch der Tod nicht scheiden. – Tim Burton hat bereits mit The Nightmare before Christmas bewiesen, dass Puppentrickfilme, die mit dem Stop-motion-Verfahren animiert werden, keineswegs nur etwas für Kinder sind, vor allem, wenn sie mit schwarzem Humor und morbider Ästhetik dargeboten werden. Seine zusammen mit Mike Johnson gedrehte romantische Liebesgeschichte überwindet nicht nur die sozialen Klassenschranken auf der Welt, sondern sorgt auch im Reich der Toten für frischen Wind, sodass am Ende das Gute siegt und die bösen Absichten einiger Lebenden ihre gerechte Strafe erfahren. Wie die meisten von Burtons Arbeiten ist auch dieser Film eine Hymne auf die Liebe und eine Coming-of-Age-Geschichte über die Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens.
Autor/in: Holger Twele, 01.11.2005