Der neunjährige Tony hat von seinem Vater Gilles, einem impulsiven Kranführer, der sich zum erfolgreichen Unternehmer hochgearbeitet hat, dessen Begeisterung für Kräne geerbt. Jedes Jahr darf er einen Kran mit höherem Schwierigkeitsgrad bedienen. Sein Glück scheint vollkommen, bis die niederländische Königin Gilles zum Verkehrsminister beruft. Tonys Vater hat kaum noch Zeit für die Familie, streitet sich immer öfter mit seiner Frau Sissy, verliebt sich in seine Mitarbeiterin Wanda und zieht aus. Tony versucht nun, seine Eltern bis zu seinem bevorstehenden zehnten Geburtstag wieder zu vereinen. Sogar die Königin hilft ihm dabei.
Der leichtfüßig inszenierte Kinderfilm der erfahrenen Regisseurin Mischa Kamp (
Ein Pferd für Winky, Niederlande 2005) ist geprägt von märchenhaften Zügen: So ist der rasche Aufstieg von Gilles vom Arbeiter zum Minister in der Realität ebenso wenig wahrscheinlich wie die Tatsache, dass die Königin, die Tony bei einer Denkmaleinweihung kennengelernt hat, zum Referat des Jungen extra in dessen Schule kommt. Die unwirklichen Handlungselemente und märchenhafte Stimmung werden verstärkt durch Tonys Tagträume, in denen der Vater für die Königin Trompete spielt, sowie eine sanfte musikalische
Untermalung. Dass Tony das Scheidungsdrama ohne größeren seelischen Schaden überstehen wird, signalisiert sein munterer Ich-
Kommentar aus dem
Off, der den gesamten Film durchzieht. Da der Junge oft mit Kränen unterwegs ist, nutzt die Kamera häufiger die
Vogel- und Froschperspektive, um seinen Blickwinkel auf die Welt darzustellen.
Mit seiner heiteren Grundstimmung bietet
Tony 10 gute Anknüpfungspunkte, um im Unterricht auch heikle Themen wie Trennung und Scheidung aufzugreifen. Dabei zeigt er zwei mögliche Strategien, wie Kinder mit einer solchen Situation umgehen: Während Tonys abgeklärte Klassenkameradin Luus als Scheidungskind dem Problem nüchtern und pragmatisch begegnet, hält Tony am Ideal der harmonischen Familie fest und versucht, die Risse zu kitten. Aus der engen Freundschaft zu Luus schöpft der aufgeweckte Junge zugleich neues Vertrauen und Lebensmut. Trotz der märchenhaften Elemente, die mit den Kindern herausgearbeitet werden sollten, verschönt der Film die Realität keineswegs: Am Ende muss Tony einsehen, dass schwierige Konflikte sich auch mit viel Phantasie nicht wegzaubern lassen und selbst eine Königin hier an ihre Grenzen als Helferin stößt.
Autor/in: Reinhard Kleber, 20.11.2012
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.