Im zwölften Jahrhundert vor Christus entführt der junge trojanische Prinz Paris in Sparta die schöne Helena, die Gattin des Königs Menelaos. Der empörte Menelaos bittet seinen Bruder Agamemnon, den mächtigen König von Mykene, um Hilfe. Dieser ruft die griechischen Stämme zusammen, um Helena mit Gewalt zurückzuholen. In Wahrheit geht es Agamemnon aber darum, Troja zu unterwerfen, um sein Imperium auszubauen. In der befestigten Stadt regiert der alte König Priamos, dessen stolzer Sohn Hektor die Verteidigung organisiert. Sein Hauptgegner wird der ruhmsüchtige Achilles, der als größter Krieger seiner Zeit gilt. – Petersens Kriegsdrama, das mit geschätzten Kosten von 175 Millionen Dollar zu den teuersten Filmen aller Zeiten zählen dürfte, glänzt mit großen Schauwerten, hoher Starquote und exzellenten Digitaleffekten. Sein Film lehnt sich recht frei an das Homersche "Ilias"-Epos an. Bei der Bearbeitung des antiken Stoffes nahmen sich Petersen und sein Autor David Benioff viele Freiheiten heraus. Das ist für einen historischen Spielfilm auch legitim, doch die Filmemacher sind allzu rigide mit der religiösen Basis der Heldensaga umgesprungen. Die Homersche Komplexität der Beziehungen zwischen Menschen und Göttern sowie die mythologischen Bezüge wurden weit gehend eliminiert oder säkularisiert. Stattdessen wird die geraffte Handlung durch elementare Triebe wie Liebe und Hass, Ruhmessucht und Machtgier vorangetrieben. In ihrer ersten größeren Hollywood-Rolle schlägt sich die Deutsche Diane Krüger als blonde Helena tapfer, allerdings haben ihr Skript und Regie auch keine große Szenen gegönnt. Bei Brad Pitt zeigen sich rasch die schauspielerischen Grenzen, wenn sein muskelbepackter Achilles sich vom eiskalten Killer zum tragisch Liebenden wandeln soll. Das wird umso deutlicher in der stärksten Filmszene: Da bittet der souveräne Peter O'Toole als verzweifelter König Priamos auf Knien Achilles, die Leiche seines Sohnes Hektor herauszugeben, damit er sie würdig begraben kann. Wenn Priamos Achilles ins Gewissen redet: "Auch Feinde verdienen Respekt!", dann entfaltet das Kriegsdrama sogar aktuelle Brisanz, lässt sich doch dieser ethische Anspruch auf humane Behandlung auch auf das Blutvergießen in Palästina und im Irak übertragen.
Autor/in: Reinhard Kleber, 01.05.2004