Axel ist Lehrer für ausländische Kinder in Berlin, seine Schwester Pia lebt mit ihrem Freund in einem israelischen Kibbuz. So versuchen beide auf ihre Weise, mit der Last der Vergangenheit in ihrer Familie zurechtzukommen. Denn die beiden sind Enkel eines berüchtigten Naziverbrechers, der irgendwo in Südamerika untergetaucht ist und den der israelische Geheimdienst Mossad bislang nicht dingfest machen konnte. Als sich die Anzeichen häufen, dass der alte Kriegsverbrecher tatsächlich noch lebt und als Gast einer großen Geburtstagsfeier von Pias und Axels Vater erwartet wird, bekommt der israelische Geheimagent Eyal, dessen Eltern den Holocaust überlebt haben, den Auftrag, ihn über die beiden Enkel aufzuspüren. Unter falscher Identität lernt Eyal die beiden und ihre Familie kennen und findet in Axel, der in seiner Lebensform das exakte Gegenteil des kaltblütigen, zuvor auf die Eliminierung arabischer Terroristen angesetzten Agenten darstellt, unverhofft sogar einen Verbündeten. Zugleich entdeckt Eyal einige Seiten und Bedürfnisse an sich, die er bisher verdrängt hat. – Während dem israelischen Geheimdienst im Film unter dem Gesichtspunkt der aktuellen Terrorismusbekämpfung nahezu jedes Mittel für den richtigen Zweck recht ist, erscheint dem Geheimagenten Eyal die Jagd nach inzwischen steinalten Naziverbrechern um der Gerechtigkeit willen zunächst fast schon altmodisch und gleichermaßen mit Skrupeln behaftet. So verläuft der entscheidende Showdown mit dem untergetauchten Nazi für alle Beteiligten schließlich auch anders als erwartet. Mit der Erkenntnis, dass die nachfolgenden Täter- und Opfergenerationen oft unter ähnlichen Problemen zu leiden haben, verändert sich offensichtlich auch die Perspektive, wie aus israelischer Sicht heute eine Bestrafung der Altnazis aussehen könnte und wer sie zu leisten hat. Eytan Fox nähert sich solchen eigenwilligen Versuchen einer generationenübergreifenden Vergangenheitsbewältigung und deutsch-israelischer Beziehungen in sehr offener und enttabuisierter Weise, ignoriert dabei auch political correctness und staats- wie strafrechtliche Überlegungen. Das regt über den Unterhaltungswert des Films hinaus zur Auseinandersetzung an und unterscheidet den spannend inszenierten Agententhriller deutlich von anderen Vertretern seines Genres.
Autor/in: Holger Twele, 01.05.2005