Mehr als zwei Jahre lang begleitete die Dokumentarfilmerin Bettina Braun mit der Kamera den Alltag von vier miteinander befreundeten Jugendlichen in Köln, die aus marokkanischen, tunesischen, türkischen und albanischen Familien stammen. Der ungewöhnliche, authentisch wirkende Einblick in eine deutsche Parallelwelt, die im Normalfall wohl hermetisch von der Außenwelt abgeschottet wäre, beeindruckt durch die spontane Offenheit der Jugendlichen Ali, Kais, Ertan und Alban. Sie äußern gegenüber der Regisseurin ihre Ansichten freimütig, reden über ihre Gefühle und ihre Pläne in der Zukunft und blenden auch den eigenen Familienhintergrund nicht aus. Deutlich ist zu spüren, dass die Filmemacherin zu den Porträtierten ein gutes Vertrauensverhältnis aufbauen konnte, was nicht zuletzt dadurch verstärkt wurde, dass sie ihre Schwangerschaft und die Geburt des Kindes in die Dreharbeiten mit einbezog und zum Anlass nahm, den Jugendlichen Fragen nach ihrem Rollenverständnis, ihrer Meinung zu familiären Traditionen, Rollenerwartungen, Frauen, Kindern und Familie zu stellen. Dabei werden auch zahlreiche Widersprüche zwischen ihrem Verhalten und ihren Ansichten, zwischen gesellschaftlichen Erwartungen und persönlicher Lebensplanung deutlich. Selten zuvor ist es einem Film gelungen, so aufschlussreich und erfrischend etwas über das Leben der zweiten Generation von Immigranten/innen in Deutschland zu vermitteln und gängige Klischeevorstellungen darüber zu widerlegen.
Autor/in: Holger Twele, 01.10.2005