Wilbur will sich umbringen, weil er sich die Schuld am Tod der Mutter gibt. Seine Selbstmordversuche scheitern jedoch an seinem Dilettantismus und an der Fürsorge seines älteren Bruders Harbour, der immer gerade noch rechtzeitig erscheint, um das Schlimmste zu verhindern. Wilbur treibt ihn und seine Mitmenschen mit seiner Todessehnsucht zur Verzweiflung, bis eines Tages die scheue Alice wie die Feuerwehr in das Leben der Brüder hereinplatzt. Sie rettet den am Strick baumelnden Wilbur und wird Assistentin und Ehefrau seines Bruders, der die antiquarische Buchhandlung des verstorbenen Vaters mehr schlecht als recht über Wasser hält. Das Geschehen nimmt eine groteske Wendung, als Wilbur sich in Alice verliebt und die Lust am Leben entdeckt, während Harbour an einem unheilbaren Krebsleiden erkrankt und stirbt. – Lone Scherfig gelingt mit schwarzem Humor und pointiertem Sarkasmus eine ebenso heitere wie traurige und anrührende Tragikomödie über Leben, Liebe und Tod, wobei die beiden Brüder trotz aller Katastrophen als ein herzliches Komikerpaar erscheinen. Die dänische Regisseurin hat sich von der Dogma-Ästhetik verabschiedet, die noch in Italienisch für Anfänger für Authentizität sorgte und eine besondere Nähe zu den Figuren herstellte. Wilbur dagegen scheint auf den ersten Blick unnahbar und seine Motivation für seine Selbstmordversuche bleibt dem Zuschauer zunächst verborgen. Gleichwohl bagatellisiert der Film nicht grundsätzlich Sorgen und Nöte von Menschen, die in der Realität suizidgefährdet sind. Lone Scherfig respektiert die Sehnsüchte und Ängste ihrer Figuren fernab jeglicher moralischen oder religiösen Tabuisierung des Freitods. Der Tod gehört in diesem Film einfach zum Leben dazu, gleich ob er ersehnt oder einsichtig erwartet wird.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.09.2003