Die Liebe schreibt die seltsamsten Geschichten. Fred, ein bodenständiger Polier, ist bis über beide Ohren in Mara verliebt, die Tochter seines Chefs. Ihre Verlobung ist bereits beschlossene Sache, nur Maras heranwachsender Sohn aus erster Ehe muss noch von den Qualitäten des zukünftigen Stiefvaters überzeugt werden. Der verzogene Rotzbengel fordert von Fred ausgerechnet einen handsignierten Basketball von seinem Lieblingsspieler bei Alba Berlin, der nach jedem Rekord-Korb das runde Leder zu den Rollstuhlfahrerplätzen wirft. Kurz entschlossen schleust sich Fred im Rollstuhl zum nächsten Basketballspiel ins Stadion ein und ergattert tatsächlich die ersehnte Trophäe. Doch dann verselbstständigen sich die Ereignisse: Fred wird von der Jungregisseurin Denise als "Vorzeige-Behinderter" ihres Imagefilms über das soziale Engagement des Basketballvereins entdeckt. Damit der ganze Schwindel nicht auffliegt, muss er seine Rolle länger als geplant spielen.
Regisseur Anno Saul (
Kebab Connection; 2005) bezeichnete das aus Hollywood stammende Drehbuch zu
Wo ist Fred als "herrlich unkorrekten und wahnsinnig lustigen Stoff", dessen Humor sich "aus der mitunter absurden Unsicherheit, die unsere Gesellschaft Behinderten entgegenbringt" rekrutiere. Nun bewegt sich eine Komödie, die ihren Spaßeffekt aus der Behinderung von Menschen bezieht, immer auf dem schmalen Grat zwischen Humor und Geschmacklosigkeit. Vom reinen Unterhaltungswert her ist
Wo ist Fred trotz der schlicht gestrickten Charakterzeichnungen, den logischen Lücken in der Dramaturgie, einem einfallslosen Eingangs- und dem vorhersehbaren Ausgangsszenario über weite Strecken wirklich komisch. Als respektlose Komödie punktet der Film mit blendend aufgelegten Darstellern/innen, reichlich Tempo, bravourösen Slapsticknummern und jeder Menge Situationskomik rund um das Thema Behinderung. Einen sensiblen oder gar reflektierten Umgang mit dieser Problematik darf das Publikum jedoch nicht erwarten. Einige Nebenrollen sind mit realiter behinderten Menschen besetzt, Einblicke in deren Alltag oder Konfliktbereiche eröffnen sich allerdings nicht. Zwar macht sich
Wo ist Fred nicht unverhohlen über behinderte Mitmenschen lustig, aber er reduziert ein ernsthaftes Thema zum Lachfaktor. Die Fragen, inwiefern dies vom unverkrampften Umgang mit Behinderung zeugt oder aber als plumper Affront interpretiert wird, bietet sicherlich spannenden Diskussionsstoff.
Autor/in: Ula Brunner, 07.11.2006