Ukraine 1941. Hanna Reich, Tochter eines deutschen Brauereidirektors, spielt leidenschaftlich und gut Geige. Das junge Mädchen freundet sich mit Abrascha und Larissa an, Kindern russischer Juden, die in der Sowjetunion als musikalische Wunderkinder gefeiert werden, und kurz vor dem internationalen Durchbruch stehen. Als die deutsche Wehrmacht vorrückt, wird Familie Reich von den sowjetischen Staatssicherheitskommandos verfolgt, kann aber von Abraschas und Larissas Familien versteckt und gerettet werden. Nach der Besetzung der Ukraine durch die SS dreht sich die Situation um. Hannas Vater setzt sich nun für ihre jüdischen Freunde und deren Familie ein – doch vergeblich: Sie werden deportiert.
Den erzählerischen Rahmen für das Historiendrama von Marcus O. Rosenmüller bildet das Wiedersehen von Abrascha und Hanna in der Jetztzeit, 70 Jahre nachdem sie sich durch die Kriegswirren aus den Augen verloren haben. Diese Begegnung bewegt Hanna dazu, ihrer Enkeltochter ihre Lebensgeschichte zu offenbaren. Da die drei unterschiedlichen Kinder die Liebe zur Musik verbindet, bestimmen das gemeinsame Musizieren und ein manchmal pathetischer
Score die spannende Geschichtshandlung. Eine Konzertszene schließlich bildet auch den dramaturgischen Höhepunkt: Wegen ihrer herausragenden Begabung bleiben die jüdischen Kinder vorerst von den Nationalsozialisten verschont, bis sie mit virtuoser Perfektion vor einem deutschen Publikum wortwörtlich um ihr Leben spielen müssen.
Die konsequent aus der Sicht der Kinder erzählte Geschichte bietet aufgrund ihrer positiven Identifikationsfiguren Schülern/innen gute Anknüpfungspunkte, sich mit den Themen Zweiter Weltkrieg und Judenverfolgung im Unterricht auseinanderzusetzen. Dabei reagieren die drei Kinder solidarisch und unterstützend auf die schwierige Lebenssituation während des Krieges. Somit kann Rosenmüllers Film auch als Plädoyer für Menschlichkeit, Toleranz und Zivilcourage interpretiert werden. Nicht zuletzt lässt sich ausleuchten, welche besondere Rolle der Musik oder anderen Künsten in Krisenzeiten zukommen kann, und wie die Möglichkeit des kreativen Ausdrucks Betroffene unterstützen kann.
Autor/in: Stefanie Zobl, 12.09.2011
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