Ein fehlgeschlagenes Attentat auf den amerikanischen Präsidenten wurde offenbar von Mutanten ausgeübt, das sind Menschen, die durch genetische Mutation über außerordentliche Fähigkeiten verfügen. Auf diese elementare Bedrohung scheint es nur eine einzige Antwort zu geben: die Vernichtung aller Mutanten auf der ganzen Welt, wie es ein besonders eifriger militärischer Berater vorgeschlagen hat. Die bereits aus Teil 1 der Comic-Saga bekannten Mutanten setzen sich zusammen mit einer nachgewachsenen Generation ihresgleichen zur Wehr und suchen nach den wahren Schuldigen des Attentats. Hilfe wird ihnen von unerwarteter Seite zuteil, doch dies geschieht nicht ganz uneigennützig. – Mit aufwändiger Tricktechnik und vielen Actionszenen, die immer aus der Handlung heraus erklärbar bleiben und sich ihr unterordnen, erzählt Regisseur Bryan Singer ein abgeschlossenes, neues Abenteuer der bekannten Figuren aus den Comic-Vorlagen, das sich nicht als Fortsetzung des ersten Teils begreift. Der bereits dort angelegte, vielschichtige Aufruf zu mehr Toleranz und Verständnis gegenüber dem Fremden, Andersartigen ist hier mit einer tief humanistischen Botschaft verknüpft, die sich an vielen Stellen auf biblische Motive beruft. Ungewöhnlich deutlich fällt die Kritik an der amerikanischen Regierung im Film aus, der das Recht abgesprochen wird, sich zum Maß aller Dinge zu nehmen, die sich letzten Endes jedoch als einsichtsfähig erweist. Wie bei vielen ähnlich gelagerten Filmen des Genres erschöpft sich die Handlung zum Showdown hin etwas in gigantischen Materialschlachten und vorhersehbaren Weltrettungsfantasien.
Autor/in: Holger Twele, 01.05.2003