Seit mindestens drei Jahren haben sich die Schwestern Louise und Martine nicht mehr gesehen und auch nur selten miteinander telefoniert. Nun kommt Louise aus der Provinz nach Paris, nicht nur um ihre Schwester zu besuchen, sondern auch, weil sich ein Verleger für ihren ersten Roman interessiert, den die gelernte Kosmetikerin geschrieben hat. Martine sieht dem Besuch ihrer quirligen, naiven und etwas jüngeren Schwester mit sehr gemischten Gefühlen entgegen und verpasst auch noch die Ankunft des Zuges. Martine ist in ihrem Leben und in ihrer Liebe frustriert, hat zugunsten einer großbürgerlichen Ehe in Wohlstand und Müßiggang längst ihre Ideale verloren und wirkt hektisch und überlaunig. Mit anderen Worten: sie ist das genaue Gegenteil ihrer Schwester. Nach einer Serie von Peinlichkeiten und Missverständnissen bricht ihr Hass und Neid gegenüber der Jüngeren voll aus, aber irgendwo sind beide doch Geschwister. – Die beschwingte Komödie über die von Isabelle Huppert und Catherine Frot verkörperten ungleichen Schwestern ist ganz auf die beiden Hauptdarstellerinnen zugeschnitten. Sie geben sich dank eines glänzendes Drehbuchs ein Feuerwerk der treffsicheren Dialoge, der vielsagenden Blicke und Gesten. Dabei versäumt es der Film nicht, über die mitreißende Situationskomik der Gegenwart und die schwelenden familiären Konflikte auch den unterschiedlichen Werdegang der Schwestern und ihre schwierige Kindheit nachempfindbar zu machen. So gibt er einen Funken Hoffnung, dass die Schwestern trotz ihres ungleichen Charakters ein gemeinsames Lebensziel haben und dieses auch füllen können. Das ist bestes französisches Kino zum Schmunzeln und Wohlfühlen.
Autor/in: Holger Twele, 01.08.2005