Aus Hongkong nach Minneapolis zurückgekehrt wird die US-Geschäftsreisende Beth Emhoff krank und stirbt. Während ihr Mann Mitch immun ist, fallen dem Erreger in Chicago, Hongkong, Tokio und London immer mehr Menschen zum Opfer. Dr. Ellis Cheever, der Vize-Direktor der US-Gesundheitsbehörde, schickt die Ärztin Erin Mears nach Minneapolis. Für die Weltgesundheitsorganisation reist Dr. Leonora Orantes zur Spurensuche nach Hongkong. Die Forscher/innen müssen den genetischen Viruscode erkunden, bevor sie einen Impfstoff entwickeln können. Als sich die Seuche weltweit rasant ausbreitet, brechen Panik und Chaos aus. Der Blogger Alan Krumwiede schürt die Ängste durch wilde Spekulationen.
Im Kontrast zum Seuchenkrimi
Outbreak – Lautlose Killer (Outbreak, Wolfgang Petersen, USA 1995) oder dem Horrorthriller
28 Days Later (Danny Boyle, Großbritannien 2002) stehen hier weniger die Beschreibung des körperlichen Zerfalls, denn der Zusammenbruch von Zivilisation und öffentlicher Ordnung im Mittelpunkt. Mit nüchternem Understatement protokolliert der Film die Stationen der Pandemie, wobei informative
Einblendungen zu den rasch wechselnden Handlungsorten die Orientierung in der komplexen Komposition simultaner Handlungsebenen erleichtern. Geschickt
montierte Porträtminiaturen der zahlreichen Akteure/innen verdichten sich dabei zu einer mitreißenden Chronik der Eskalation. Der Regisseur sorgt mit der selbst geführten
Handkamera für visuelle Dynamik, die von der pulsierenden
Musik verstärkt wird.
Als Einstieg für das Filmgespräch bietet sich die Frage an: Wer hatte nach der Sichtung das Bedürfnis, sich sofort die Hände zu waschen? Contagion lädt zur Diskussion darüber ein, wie sich Epidemien verbreiten, ob sie die Maßnahmen der Behörden zu ihrer Eindämmung so leicht aushebeln können, wie in der Handlung behauptet wird, und inwiefern diese Darstellung realistisch oder fiktional überhöht wirkt. Für den Biologie-Unterricht liefert der Film Anregungen, um Phänomene wie Infektionsraten und Immunität und Problematiken bei der Entwicklung von Impfstoffen zu besprechen. Elementare ethische Fragen werfen die Filmszenen auf, in denen zu sehen ist, wie die Behörden die ersten Impfstoffeinheiten rationieren müssen oder per Lotterie verteilen. Zudem gibt die Figur des Journalisten und Bloggers, der mit grotesken Verschwörungstheorien die Impfungen behindert, Anstöße zur kritischen Diskussion über die Manipulation in Internetforen.
Autor/in: Reinhard Kleber, 17.10.2011
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