Bildungsrelevant, weil der DEFA-Klassiker die Sehnsüchte einer Schlagersängerin mit einem ungeschminkten Blick auf die DDR verbindet.

Die Geschichte: Die Suche nach Liebe und Anerkennung

Als Sängerin der Band Tornados tingelt Sunny durch die Provinzstädtchen und Kulturhäuser der DDR. Rotzfrech und schlagfertig, weiß sie sich gegen die Zumutungen des Geschäfts zu wehren. Doch vom erträumten Glamour ist ihr Leben weit entfernt. In ihrer Wohnung im Ostberliner Bezirk Prenzlauer Berg (Glossar: Zum Inhalt: Drehort/Set) nisten Tauben, auch ihre Männerbekanntschaften lassen zu wünschen übrig. Der Taxifahrer Harry ist eine treue Seele, aber ein bisschen schlicht; Ralph, ein verkopfter Philosoph, weiß viel vom Tod, aber wenig vom Leben. Als sie ihn jedoch mit einer anderen erwischt und gleichzeitig aus der Band fliegt, weiß Sunny nicht mehr weiter. Sie unternimmt einen Suizidversuch. Doch die lebenshungrige junge Frau steht auf und beginnt wieder ganz von vorn.

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Filmische Umsetzung: Flotte Sprüche und melancholische Bildsprache

"Solo Sunny," der 1980 uraufgeführte letzte Film des DEFA-Regisseurs Konrad Wolf, wurde zugleich sein erfolgreichster. In Ost wie West begeisterte sich das Publikum für die Geschichte einer Außenseiterin, die sich die triste Realität mit frechen Sprüchen vom Leib hält: Dialogzeilen wie "Ist ohne Frühstück. Ist auch ohne Diskussion", womit sie einen lästigen Liebhaber aus dem Bett verscheucht, wurden zum geflügelten Wort. Neben dem exzellenten Zum Inhalt: Drehbuch von Wolfgang Kohlhaase beeindruckt die sensible Zum Inhalt: Regie Konrad Wolfs, die auch Sunnys innere Zerrissenheit einfängt. Dazu gehören etwa ungewöhnlich abrupte Schnitte (Glossar: Zum Inhalt: Montage) insbesondere bei der Darstellung des Tourlebens, bei dem es Sunny mit einem desinteressierten Publikum und den Nachstellungen ihres Mitmusikers Norbert zu tun bekommt. Die umgekehrt ausgesprochen zärtlichen, von Kameramann Eberhard Geick eingefangenen Impressionen des damaligen Arbeiter- und Künstlerbezirks Prenzlauer Berg machen den Film zu einem bleibenden Zeitdokument.

Das Thema: Die Suche nach individuellem Glück im Sozialismus

Für Konrad Wolf war "Solo Sunny" ein eher untypisches Projekt. Doch die Geschichte über die Sehnsüchte und Selbstzweifel einer Einzelgängerin, inspiriert von der wahren Lebensgeschichte der Sängerin Sanije Torka, ist nur vordergründig leichter Stoff. Autor Kohlhaase nannte den Film eine Geschichte "über das Alleinsein in einer Gesellschaft, in der niemand allein sein sollte". Sunny, vormals Fabrikarbeiterin, kann und will sich nicht einordnen ins sozialistische Kollektiv. Ihr Traum von einem aufregenden Leben und Selbstverwirklichung ist größer als die DDR. Zugleich wirken diese Träume und der Film, so deutlich ein Produkt eines historischen Orts und seiner Zeit, bis heute verständlich, jenseits aller Grenzen. Auf der Berlinale 1980 erhielt Renate Krößner für ihre ergreifende Darstellung der Sunny den Silbernen Bären.

Fragen für ein Filmgespräch

  • Schlager waren auch in der DDR äußerst beliebt. An welchem Punkt ihrer Karriere steht Sunny zu Beginn des Films? Warum passt sie nicht ins Showgeschäft?

  • Sunny träumt nicht zuletzt von der großen Liebe. Welche Lebensmodelle bieten ihr die Band, ihr Freund Harry und der Philosoph Ralph?

  • Was erzählt der Film über Sunny und das Leben in der DDR? Achtet dabei auch auf die Gestaltung der Außenaufnahmen oder von Sunnys Wohnung.

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