Die Deutsche Film- und Medienbewertung (FBW) zeichnet den Spielfilm
Morris aus Amerika von Chad Hartigan mit dem Prädikat "besonders wertvoll" aus. Richtig angekommen ist der 13-jährige Morris in Heidelberg nicht. Seitdem er mit seinem verwitweten Vater Curtis von New York nach Deutschland ziehen musste, weil dieser dort einen Job als Fußballtrainer angenommen hat, fühlt sich der Afroamerikaner als Außenseiter. Rückhalt findet er in seinem Vater, mit dem er die Begeisterung für Hip-Hop-Musik teilt, und in seiner Deutschlehrerin Inka, die immerhin seine Muttersprache spricht. Als er in einem Jugendzentrum die zwei Jahre ältere Katrin kennenlernt, verliebt Morris sich Hals über Kopf. Tatsächlich scheint Katrin seine Zuneigung zu erwidern. Weil Katrin ihn ermutigt, sich als Rapper zu versuchen, fasst Morris zunehmend Selbstvertrauen und lebt geradezu auf. Aber er wird auch immer wieder von Katrin enttäuscht und muss herbe Rückschläge einstecken.
In der Jurybegründung heißt es: "Die Jury fand großartig, wie Regisseur Chad Hartigan seine Hauptfigur Morris anhand der Menschen, mit denen er seine Zeit teilt, entwickelt. Da ist sein Vater, mit dem er einen eher freundschaftlichen Umgang pflegt und der vielleicht gerade darum noch nicht mitbekommen hat, dass sein Sohn langsam erwachsen wird. Da ist auch Studentin Inka, bei der Morris Deutsch lernt und die auf ihn aufpasst und die mit ihrer großen, runden Brille manchmal wie seine Großmutter wirkt und natürlich ist da auch Katrin, die auf amerikanische Jungs und Basketball steht und die es faustdick hinter den Ohren zu haben scheint.
Morris aus Amerika ist immer ganz dicht an den Charakteren dran und lässt seine Zuschauer an Freud und Leid des kleinen Morris teilhaben. Positiv überrascht zeigte sich die Jury auch von den schauspielerischen Fähigkeiten der Darsteller. Wirklich herausragend aber bewertete sie die Leistung des Morris-Darstellers Markees Christmas. In seiner ersten Filmrolle zeigt er sich so frei und gelöst, dass ihm die Jury von der ersten Sekunde an gerne folgen wollte.
Als Schwachpunkt empfand die Jury an
Morris aus Amerika einige Brüche und Ungereimtheiten im Script. So erscheint die Figur des Jugendzentrumleiters eher unglaubwürdig. Irrtiertend empfand die Jury die Altersangaben der Charaktere. Zwar ist das Alter für Morris und Katrin, mit 13 und 15 Jahren, themengerecht gesetzt, allerdings dürfte es, nach Ansicht der Jury, in den Bereich kindlicher Fiktion gehören, wenn beide Zugang zu nächtlichen Veranstaltungen haben, auf denen sich fast ausschließlich Erwachsene befinden.
Dennoch bewertete die Jury
Morris aus Amerika als eine Coming-of-Age-Geschichte voller Gefühl, Witz und Ironie. Ein Film, der das Erwachsenwerden aus einer hierzulande ungewohnten Perspektive widerspiegelt, weil er klug mit dem Klischee vom hippen, schwarz-afrikanischen US-Amerikaner zu spielen versteht, der mit hippem Lifestyle für deutsche Jugendliche immer noch zum Vorbild avanciert. Chad Hartigans Film zeigt, dass sich auch ein afro-amerikanischer Teenager in Deutschland ziemlich missverstanden fühlen kann, wenn er nicht den gängigen Stereotypen entspricht.
Morris aus Amerika ist ein handwerklich gut gemachter, unterhaltsamer Film, der mit seinen tollen Bildern und pulsierender Energie auch Eltern in seinen Bann ziehen kann. Nach ausgiebiger Diskussion hat die Jury beschlossen, dem Film das Prädikat besonders wertvoll zu verleihen."