2005 gründen Mohammed, seine Schwester Nour und zwei Freunde im Gazastreifen eine Band, mit der sie bei Familienfeiern auftreten. Die aufgeweckte Nour glaubt fest daran, dass sie eines Tages groß rauskommen und die Welt verändern werden. Doch das Leben in Gaza ist hart. Um ihre Band zu finanzieren, verkaufen die Kinder am Strand gegrillten Fisch und müssen doch mit improvisierten Instrumenten hantieren. Als Nour an einem Nierenleiden stirbt, scheint der Traum beendet zu sein. Sieben Jahre später hofft Mohammed als Student und Taxifahrer weiterhin auf eine Gesangskarriere. Seine Chance kommt mit dem letzten Vorsingen für die Castingshow "Arab Idol" in Kairo. Im Andenken an Nour reist der 23-Jährige illegal nach Ägypten, erkämpft sich einen Platz auf der Kandidatenliste und inspiriert die Menschen im Nahen Osten.
Der Durchbruch gelang dem palästinensischen Regisseur Hany Abu-Assad 2005 mit dem düsteren Sozialdrama
Paradise Now, nun inszeniert er einen hoffnungsvollen Wohlfühlfilm mit viel
Musik. Das
Biopic über die wahre Geschichte des "Arab Idol"-Gewinners Mohammed Assaf erinnert mit der optimistischen Botschaft an
Slumdog Millionär (GB/F/USA 2008), in dem ein indischer Slumbewohner eine Quizshow gewinnt. Das in den Details zugespitzte
Drehbuch besteht aus zwei Hälften, die die Kindheit bzw. das junge Erwachsenenalter des Sängers umfassen. Die kargen
Originaldrehorte im Gazastreifen und die Besetzung mit Laiendarstellern betten den märchenhaften Plot in ein authentisches Setting, das Hany Abu-Assad in aufgeräumte Bilder fasst und beim Finale mit Originalmitschnitten der Fernsehshow unterlegt.
Die lebhaften Eindrücke aus dem Gazastreifen können ein Gespräch über die Lebensrealität in einem Krisengebiet zwischen Armut und Ruinen anregen. Welche gesellschaftlichen Hindernisse müssen Mohammed und Nour überwinden, um ihren Traum zu verfolgen? Als Kinder improvisieren sie Instrumente aus Haushaltsgegenständen, werden von einem Hehler betrogen und bekommen Ärger, weil Nour als Mädchen auf die Bühne tritt. Später muss Mohammed illegal die Grenze nach Ägypten überqueren. Zudem liefert
Ein Lied für Nour Anknüpfungspunkte für eine Diskussion zu Themen wie Selbstvertrauen, Mut und Hoffnung. Inwieweit kann ein viel gesehenes Medienformat wie "Arab Idol" tatsächlich ein Umdenken in den Köpfen der Menschen anstoßen? Was bedeutet es, dass Mohammed zu einem Jugendbotschafter der Vereinten Nationen ernannt wurde?
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Christian Horn, 11.11.2016, Vision Kino 2016.