Acht international renommierte Regisseure/innen aus mehreren Kontinenten drehten sieben Kurzfilme über die spezifischen Probleme von Kindern auf der ganzen Welt. Die Idee zu diesem ungewöhnlichen Gemeinschaftsprojekt hatte die italienische Produzentin Chiara Tilesi in Zusammenarbeit mit Stefano Veneruso, der zugleich einen der Kurzfilme beisteuerte. Nach vierjähriger Vorbereitungszeit konnten die Filmemacher/innen ihren individuellen Zugang zu dem Thema zeitgleich in sieben verschiedenen Ländern realisieren. Ihre persönliche Betroffenheit hält die formal und inhaltlich sehr unterschiedlichen Kurzfilme zusammen, macht aus der guten Idee einen kohärent wirkenden Film, der auf der großen Leinwand Wirkung zeigt. Ein gut montierter Spannungsbogen präsentiert die in ihrer Umsetzung besonders überraschenden Beiträge am Anfang, in der Mitte und zum Schluss.
Der Kompilationsfilm spricht viele verschiedene Themen an, vermittelt neue Perspektiven über die Situation von Kindern in anderen Teilen der Welt – und relativiert so auch etwas die Probleme der Altersgenossen/innen hierzulande. Da geht es in
Tanza von Mehdi Charef um Kindersoldaten in Afrika und Emir Kusturicas
Blue Gypsy um einen zehnjährigen Roma-Jungen, der sich weigert, weiterhin für seinen Vater zu stehlen. In
Jesus Children of America von Spike Lee muss eine schwarze Schülerin damit leben, dass sie die HIV-positive Tochter von drogensüchtigen Eltern ist, während Kátia Lund in
Bilu und João einen Tag lang mit der Kamera zwei Kinder bei ihrem Überlebenskampf in den Straßen der brasilianischen Megastadt São Paulo begleitet. Ridley Scott und seine Tochter Jordan zeigen in
Jonathan einen Kriegsfotografen, der am Sinn seiner Tätigkeit zu zweifeln beginnt und neue Kraft aus der Traumwelt seiner Kindheit schöpft.
Ciro von Stefano Veneruso erzählt die Geschichte zweier Freunde aus Neapel, die sich mit kleinen Diebstählen eine bessere Zukunft erträumen, während John Woo in seinem melodramatischen Kurzfilm
Song Song & Little Cat vor der Folie der sozialen Gegensätze in China betont, dass Zuneigung und Verständnis für Kinder viel wichtiger als materieller Wohlstand sind. In allen Filmen überrascht die große Solidarität unter den Kindern, von denen die Erwachsenen in puncto Verantwortungsgefühl, Empathie und moralischem Empfinden lernen könnten.
Autor/in: Holger Twele, 18.10.2006