Leni und Rafi steht ein schwerer Gang bevor, dessen Stolpersteine wohl jedem Paar bekannt sind. Rafi ist das erste Mal bei seinen Schwiegereltern eingeladen. In diesem Fall ist die Sache jedoch besonders kompliziert, denn Leni ist Jüdin und Rafi Palästinenser. Lenis Eltern wissen noch nichts davon und vor Ort wird es schwierig, den richtigen Moment abzupassen, um es ihnen mitzuteilen. Lenis jüngerer Bruder ist gerade auf dem Weg seiner Bekehrung zum orthodoxen Judentum, ihre ältere Schwester ringt mit ihren nymphomanen Anwandlungen und dem fünfjährigen Ergebnis eines ihrer vielen Techtelmechtel. Die Mutter steckt in der Krise, weil sie sich für ihre Familie aufopfert und es ihr scheinbar niemand dankt. Der Großvater ist in Gedanken noch immer der bis an die Zähne bewaffnete Soldat. In diesem Umfeld kommt Rafi ziemlich ins Schwitzen. Vollends außer Kontrolle gerät die Situation, als ihm ein Becher mit tiefgefrorener Festtagssuppe aus dem Küchenfenster fällt und Lenis Vater trifft, der recht bald vermisst wird. – Die turbulente Familienkomödie vom Regieduo Teresa Pelegri und Dominic Harari erzählt auf mitreißend witzige Art von kulturellen Unterschieden und ihrem unsanften Zusammenprall im Hause der Dalinskys. Mit unbändiger Spielfreude führt das Darsteller/innen-Ensemble die Marotten der geschickt gegeneinander gesetzten Figuren vor. Auch wenn die Mischung hochexplosiv ist, wirkt sie nie künstlich zusammengeführt. Alle Familienmitglieder müssen sich ein gutes Stück von ihrem exzentrischen Standpunkt auf die anderen zu bewegen, um den Familienfrieden zu erhalten. Der Film wird damit ganz ohne pädagogischen Zeigefinger zum Lehrstück über die Fähigkeit und den Zwang zur Toleranz auf kleinstem Raum. Der größte Verdienst des Films ist es aber, einem in den Nachrichten mittlerweile zu trauriger Alltäglichkeit geratenen Konflikt ein menschliches und zumindest von einem kleinen Hoffnungsschimmer beschienenes Antlitz zu verleihen. Dass den beiden Regisseuren/innen ihr hochpolitischer Spaß bei aller Situationskomik nie aus dem Ruder läuft, ist wirklich beeindruckend.
Autor/in: Dinah Münchow, 01.12.2005