Der Krebstod seiner Frau wirft den Familienvater Markus Färber völlig aus der Bahn. Bei seinen Freunden, die ihm zu einer Psychotherapie raten, findet er keinen Trost. Seiner 15-jährigen Tochter Kim, die mit ihrem provokanten Auftreten bereits zu einer Außenseiterin geworden ist, kann er nicht den nötigen Halt geben. Zu allem Übel erfährt seine Mutter Gerlinde, dass sie schwer an Krebs erkrankt ist, sie behält die Diagnose aber für sich. Als schließlich Kim mit ihrer neuen Liebe, dem rebellischen Schulabbrecher Alex, nach Dänemark abhaut, droht die familiäre Krise zu eskalieren.
Das Leben ist nichts für Feiglinge ist ein Ensemblefilm, der sich mit viel Gefühl und Leichtigkeit den großen Themen Abschied, Trauer und Tod widmet. In
Parallelmontagen sowie mit gelegentlichen Two-Shots und aufrührender
Rockmusik schildert André Erkau humorvoll und doch glaubwürdig, wie durch den Schicksalsschlag verdrängte Probleme der Protagonisten/innen aufbrechen und sie sich zunehmend isolieren. Dabei fängt die Kameraführung gekonnt die Stimmungen der Charaktere auf: Über weite Strecken des Films korrespondiert die Enge der familiären Wohnung mit der bedrückenden Sprachlosigkeit der Figuren, während am Filmende die
Totalen der weiten Dünenlandschaften den gemeinsamen Neuanfang andeuten. Trotz der ernsten Thematik ist
Das Leben ist nichts für Feiglinge kein erdenschweres Drama: dank einer ausgewogenen Balance zwischen berührenden und komischen Momenten und einem durchaus versöhnlichen Schluss gerät Erkaus Film auch zu einer berührenden Hommage an das Leben an sich.
Der Verlust einer/s nahe stehenden Familienangehörigen bedeutet besonders für Kinder und Jugendliche eine schlimme Erfahrung. Insofern ist Kim, die Briefe an die tote Mutter schreibt, sich mit ihrem extravaganten Äußeren von allen anderen abgrenzt und sich gesellschaftlichen Trauerritualen provokativ entzieht, eine starke Identifikationsfigur für ein junges Publikum. Eine Analyse ihres Verhaltens kann im Unterricht in Bezug zu individuellen Erfahrungen einzelner Schüler/innen gesetzt werden, um dann über Verlust, Trauer, aber auch über Generationskonflikte, erste Liebe und Erwachsenenwerden zu sprechen. Zu diskutieren wären dabei auch die Gründe für Kims zunehmende Isolation und ihre Wut auf den Vater, wobei alternative Bewältigungsstrategien thematisiert werden können. In diesem Kontext sollte auch die starke Persönlichkeit der Großmutter zur Sprache kommen, die ihr Schicksal mit sarkastischem Witz und ohne einen Anflug von Selbstmitleid auf sich nimmt.
Autor/in: Kirsten Liese, 16.04.2013
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.