Der junge Albaner Arben benötigt 10.000 Euro, um seine große Liebe heiraten zu dürfen, die unehelich schwanger von ihm ist. Nur neun Monate bleiben ihm, die Summe zu beschaffen. Da er als Gastarbeiter im benachbarten Griechenland nur einen Hungerlohn verdient und in seiner Heimat an Arbeit gar nicht zu denken ist, versucht Arben sein Glück als Illegaler in Deutschland. Er ist sich für keinen Job zu schade, putzt auch Toiletten für ein mickriges Salär, nächtigt neben einem Obdachlosen in einem Abrisshaus. Als aber die Zeit drängt und das Geld nicht zusammenkommt, nimmt Arben in seiner Verzweiflung einen Auftrag als Menschenschmuggler an.
Der Albaner ist das bewegende Entwicklungsdrama eines Mannes, den die bittere Erkenntnis demoralisiert, dass er mit unterbezahlter Arbeit sein Ziel nicht erreichen wird. Johannes Naber sensibilisiert dabei sowohl für die desolate Situation von Menschen, die als Illegale am äußersten Rand eines Wohlstandsstaats einen harten Überlebenskampf führen, als auch für die zum Teil restriktiven Traditionen in einem von Armut gezeichneten Land. Letztere scheinen für Arben noch unüberwindbarer zu sein als die Landesgrenzen auf dem Weg nach Deutschland. Die sozialen und kulturellen Gegensätze zwischen dem Lebensalltag in einem verarmten Bergdorf und in einem reichen Industrieland visualisiert Naber stimmungsvoll als Kontrast von malerischen albanischen
Landschaftspanoramen und
grauen, tristen Ansichten Berlins. Die schwermütige
Musik dramatisiert zudem treffend den inneren Wandlungsprozess des Protagonisten.
Vor allem im Politik- und Sozialkunde-Unterricht bietet
Der Albaner gute Anknüpfungspunkte, um über die Situation von Menschen zu reflektieren, die ohne Aufenthaltserlaubnis in Deutschland leben. Schüler/innen können in diesem Zusammenhang auch diskutieren, welche Lebensumstände sie dazu bringen könnten, die Bürden einer derartigen Existenz auf sich zu nehmen. In diesem Kontext sollten auch die Stilmittel zur Sprache kommen, mit denen der Regisseur die unterschiedlichen Erfahrungswelten seines Helden visualisiert. Ferner können unterschiedliche Standpunkte hinsichtlich der Zuwanderungspolitik in Deutschland und anderen europäischen Ländern diskutiert werden.
Autor/in: Kirsten Liese, 03.08.2011
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