Im Jahr 1990 verhandelt die südafrikanische Regierung Frederik Willem de Klerks mit Nelson Mandelas African National Congress (ANC) über das Ende der Apartheid. Währenddessen kommt es in den Townships immer wieder zu blutigen, mit archaischer Grausamkeit geführten Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des ANC und der rivalisierenden Inkatha Freedom Party (IFP). Ein Quartett weißer südafrikanischer Fotografen dokumentiert diesen Konflikt unter Einsatz ihres Lebens und wird unter Kollegen/innen bald als
Bang Bang Club bekannt.
Steven Silver hat die Memoiren der zwei überlebenden Mitglieder des verschworenen Fotoreporter-Clubs nach klassischem Hollywood-Muster verfilmt. Es geht ihm vor allem um die professionelle und private Kameradschaft der Figuren, die sich todesmutig zwischen die Fronten wagen. Seine Regiemaxime folgt einem berühmten Ausspruch des Kriegsfotografen Robert Capa: "Wenn deine Bilder nicht gut genug sind, warst du nicht nah genug dran." Die
Handkamera bleibt dem Quartett immer dicht auf den Fersen, die Motive der Fotografen werden durch schwarzweiße Standbilder aus dem Bilderfluss herausgehoben; Originalaufnahmen sind hingegen erst im Abspann zu sehen.
Die Mitglieder des
Bang Bang Clubs hatten das berufliche Glück, in einem welthistorischen Moment zur richtigen Zeit am richtigen Ort zu sein. Silver geht nur kursorisch auf den politischen Hintergrund ein, dennoch bietet sein Film zahlreiche Anknüpfungspunkte, um die schwierige Übergangsphase zwischen Apartheid und Demokratie in Südafrika im Unterricht zu beleuchten. In einzelnen Szenen wird zudem das moralische Dilemma der Kriegsfotografie thematisiert. So wirft ein schwarzer Kollege den durchweg weißen Clubmitgliedern vor, sie würden sich vom Leid der Menschen ernähren und mit ihren Aufnahmen dazu beitragen, die Apartheid nachträglich ins Recht zu setzen. Hier lohnt ein Vergleich mit Christian Freis Dokumentarfilm
War Photographer (Schweiz 2001), in dem die moralischen Fragen der Profession am Beispiel des renommierten Kriegsfotografen James Nachtwey vertieft werden.
Autor/in: Michael Kohler, 20.06.2011
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.