Die kleine Atlantikinsel Swallow Falls hat jahrzehntelang gut vom Sardinenfang gelebt. Jetzt mag niemand mehr ihre Fische essen, und der Bürgermeister sucht verzweifelt nach einem Ausweg aus der anhaltenden Misere. Ein nicht gerade vom Ingenieursglück verfolgter Erfinder glaubt zu wissen, wie die Lösung aussehen könnte: Er entwickelt einene Apparatur, die Wasser in fertig zubereitete Lebensmittel verwandelt, schießt sie in den Himmel und lässt es auf Bestellung Leckereien regnen. Swallow Fall wird zum weltweit bestaunten Schlaraffenland. Doch nach einer Fehlfunktion der überlasteten Maschine droht die Insel im eigenen Überfluss begraben zu werden.
Der Name Swallow Falls ist natürlich Programm: Die Inselbewohner bekommen den Hals nicht voll, schlucken mehr, als sie vertragen können, und werden so zum warnenden Beispiel für die Auswüchse der modernen Überflussgesellschaft. Im Gegensatz dazu haben sich die Regisseure Phil Lord und Christopher Miller dem Motto "Weniger ist mehr" verschrieben. Sie schrecken in ihrem durchweg amüsanten Trickfilm zwar vor keinem Einfall zurück, nutzen die Möglichkeiten der 3D-Technik aber mit Bedacht nur dort ausführlich, wo es der Geschichte dient, beispielsweise um die schwindelerregende Dynamik von Wetterphänomenen darzustellen. In der
Figurenanimation setzen sie ganz auf karikaturhaft vereinfachte Gesichtszüge. So etwa scheint der erfinderische Held um seine Nase herum entworfen worden zu sein, und bei seinem Vater verschwinden die Augen vollständig unter den sorgenvoll zusammengezogenen Brauen.
Lord und Miller spotten in ihrem Film über den unaufhaltsamen steigenden Konsum von Fertignahrung und illustrieren auf ebenso verblüffende wie überzeugende Weise den Zusammenhang zwischen Wohlstand und Klimawandel. Auch mit jüngeren Schüler/innen lässt sich deshalb gut darüber diskutieren, ob der Segen der industriellen Überflussgesellschaft allmählich zum Fluch wird. Für den Kunstunterricht sind eher die ästhetischen Gesichtspunkte interessant. Hier bietet es sich an, die von Hyperrealismus bis zur Karikatur reichende Bandbreite der Figurenzeichnung im Animationsfilm näher zu betrachten. Lohnend erscheint auch ein Vergleich zwischen den Techniken des klassischen Trickfilms und moderner
Computeranimation. Schließlich lassen sich die erzählerischen Möglichkeiten der 3D-Animation erörtern, beispielsweise im Vergleich mit anderen Animationsfilmen wie
Ice Age 3 (Ice Age: Dawn of the Dinosaurs, Carlos Saldanha, Michael Thurmeier, USA 2009) oder
Coraline (Henry Selick, USA 2009).
Autor/in: Michael Kohler, 27.01.2010
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