Während eines Praktikums in einem Landwirtschaftsbetrieb lernt Jacob den Auszubildenden Marko kennen, der im Kollegenkreis als verschlossener Einzelgänger gilt. Ohne viele Worte entsteht zwischen den beiden eine romantische Spannung, da aber beide noch nicht wissen, wie sie mit ihrer Homosexualität umgehen sollen, geraten sie in einen emotionalen Zwiespalt. Die Sorge vor den Reaktionen der Kollegen/innen und der Gesellschaft droht die beginnende Beziehung im Keim zu ersticken, bis ein gemeinsamer Ausflug nach Berlin die Situation klärt.
Die fiktive Liebesgeschichte verbindet Regisseur Benjamin Cantu sehr schlüssig mit
dokumentarischen Aufnahmen: Gedreht wurde
Stadt Land Fluss während der Erntezeit in einem Landwirtschaftsbetrieb im brandenburgischen Jänickendorf, dessen Mitarbeiter/innen – darunter auch viele Auszubildende – als Laiendarsteller/innen auftreten. Durch den wiederholten Einsatz einer
Handkamera und die geschickte
Montage des Materials entsteht ein sehr realitätsnaher Eindruck von Ort und Handlung, was freilich auch der reifen Leistung der beiden Hauptdarsteller geschuldet ist. Obwohl Benjamin Cantu, der auch das Drehbuch geschrieben hat, auf allzu eindeutige dramatische Zuspitzungen verzichtet und relativ distanziert erzählt, hält der Film durchgängig seine Spannung.
Stadt Land Fluss bietet sich vor allem für eine Bearbeitung im Unterricht ab der 9. Klasse an, wobei in erster Linie Haupt- und Realschüler/innen, aber auch Abiturienten/innen, die eine Ausbildung beginnen wollen, Einblick in die Zeit nach der Schule bekommen. Insbesondere dadurch, dass die realen, etwa gleichaltrigen Azubis des Betriebs in Nebenrollen auftreten, werden die Schüler/innen in ihrer eigenen Lebenswelt abgeholt: Ein alterstypisches Che Guevara-Shirt oder ein Knutschfleck sind nur zwei der zahlreichen Details, die der Film mit seinem
dokumentarischen Blick einfängt. Darüber hinaus liefert der Film eine gute Grundlage, um das Thema Homosexualität und die Probleme, die ein Coming-out mit sich bringen kann, im Unterricht anzusprechen.
Autor/in: Christian Horn, 18.05.2011
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