Kategorie: Filmbesprechung + Arbeitsblatt
"Wenn du Angst hast, nimmst du dein Herz in den Mund und lächelst"
Coming-of-Age-Film: Ausgegrenzt an einem Nobelgymnasium, geht die 12-jährige Anna ihren ganz eigenen Weg.

Unterrichtsfächer
Thema
Bildungsrelevant, weil der Film Vielfalt als Selbstverständlichkeit erzählt und darin bestärkt, Anderssein als Stärke zu betrachten.
Die Geschichte: Warum können wir nicht sein wie alle anderen?
Anna ist zwölf und wohnt mit ihrer gehörlosen Mutter Isolde in einer Wohnsiedlung in Wien. Eigentlich haben die beiden sich über alles lieb, auch wenn die Ein-Zimmer-Wohnung langsam zu eng wird. Doch als Anna auf ein Gymnasium im wohlhabenden Stadtzentrum wechselt, schämt sie sich auf einmal für Vieles, das vorher ganz normal war: Für ihre No-Name-Klamotten, ihre Wohnsituation und für Isolde, die sie mit Jogginghose und Einkaufstrolley von der Schule abholt. Schnell versteht Anna, was in ihrem neuen Umfeld als Mädchen wichtig ist: Sie besorgt sich einen gefälschten Markenpulli und erzählt, dass sie den Schulschwarm Paul küssen will. Die Skifahrt mit der Klasse kann sie sich trotzdem nicht leisten. Dann findet Anna eine Freundin und Komplizin in ihrer Klassenkameradin Mara. Gemeinsam haben sie den Mut, neue Fragen an sich selbst und die Welt zu stellen.
Filmische Umsetzung: Musik als Kommentar
Marie Luise Lehners Zum Inhalt: Coming-of-Age-Film ist voller Leichtigkeit und Sympathie für seine Figuren. Wenn Anna im Einkaufswagen durch ihr Viertel cruist oder mit Mara im Kettenkarussell über Wien schwebt, erscheint die Stadt in warmen, leuchtenden Farben (Glossar: Zum Inhalt: Farbgestaltung). Ein wiederkehrendes Motiv ist das des Verkleidens und Performens: "Ich war irgendwie nicht richtig angezogen", fasst Anna ihren ersten Tag am Gymnasium zusammen und versucht zunächst, sich möglichst genau an die Erwartungen des neuen Umfelds anzupassen. Beim gemeinsamen Verkleiden mit Mara, mit Cowboyhut, Bart und Glitzerjacke (Glossar: Zum Inhalt: Kostüm/Kostümbild), entdeckt sie dagegen ein Gefühl von Freiheit. Seine Alltagsbeobachtungen unterbricht der Film mit surrealen Momenten oder spontanen Musikeinlagen (Glossar: Zum Inhalt: Filmmusik), die gelegentlich Zum Inhalt: die vierte Wand durchbrechen und das Publikum direkt ansprechen. Der Soundtrack aus Punk, Elektro und Indie-Pop mit feministischen Song-Texten erfüllt eine Kommentarfunktion: Er öffnet einen lyrischen Raum außerhalb des Anpassens und Dazugehörens und kehrt so Annas innere Veränderung nach außen.
Das Thema: Vielfalt als Selbstverständlichkeit
Auf einer Ebene handelt der Film von Klassismus, finanzieller Ungerechtigkeit und von der Ausgrenzung und Scham, die daraus entstehen können. Genauso aber geht es um Selbstfindung und den Mut, aus vorgeschriebenen Erwartungen auszubrechen: Anna merkt im Laufe des Films, dass es nichts Schlimmes ist, sich von ihrem Umfeld zu unterscheiden, und findet sogar Stolz und Spaß darin, sich auszuprobieren. Die Beziehung zwischen Anna und ihrer Mutter Isolde, ihre Konflikte und ihr Zusammenhalt, ist realistisch und liebevoll gezeichnet. Dass Isolde gehörlos und Anna hörend ist, wird als selbstverständlicher Teil ihres Lebens miterzählt – genau wie weitere Formen von Diversität. Implizit thematisiert wird auch Annas Befragen ihrer sexuellen und geschlechtlichen Identität. Statt eine Botschaft in den Mittelpunkt zu stellen, lässt der Film die Zuschauenden in Annas Welt eintauchen – und lädt dazu ein, selbst Fragen und Themen zu entdecken und mitzunehmen.
Fragen für ein Filmgespräch:
Was verändert sich für Anna auf der neuen Schule? Wie ändert sich ihre Beziehung zu Ihrer Mutter Isolde?
Welche Rolle spielt Kleidung im Film? In welchen Zum Inhalt: Szenen ist sie besonders wichtig?
Was ist für euch die wichtigste Aussage oder das wichtigste Thema des Films? Wie interpretiert ihr in Bezug darauf den Filmtitel? Welchen alternativen Titel würdet ihr dem Film geben?