Das Interview führte Margret Köhler.

Regisseurin Brigitte Müller mit Kameramann Tom Fährmann
Wie kam es zu dem Filmprojekt?
Die Idee trug ich schon seit zehn Jahren mit mir herum und habe sämtliche Produzenten und Redakteure damit belästigt. Für die meisten war es nicht sofort ersichtlich, ob die Story im Kino auch funktioniert. Ich hatte einen Bericht im Radio gehört von einem reichen Mann, dessen einziger Wunsch es war, einen Clown am Grab zu haben. Das fand ich abstrus und spannend, nahm es als Ausgangsbasis. Darüber hinaus wollte ich eine Freundschaftsgeschichte erzählen. Vielleicht, weil Freundschaft mir sehr viel bedeutet, ich betrachte sie als eine höhere oder reifere Form der Liebe, die oft nur einen Moment währt. Deshalb auch der Satz "Freundschaft braucht keine Hormone". In der heutigen Zeit geben uns Freundschaften Halt, ersetzen inzwischen oft die Familie.
Welche Idee steckt hinter der skurrilen "Huhnnummer"?
Wir haben nach einem Bild gesucht, dass klarmacht, es gibt Komiker, die Spaß und Traurigkeit verbinden wollen, diese Kombination trifft ins Herz. Comedy heißt ja nicht, einen platten Gag nach dem anderen herauszujagen.
Brigitte Müller (mitte) und Darsteller Frank Giering (Alex) bei den Dreharbeiten
Es gab Test-Screenings …
Eine tolle Erfahrung. Da kamen manche Zuschauer heulend aus der Vorstellung. Daran halte ich mich fest. Denn es gibt nicht viele emotionale Filme in Deutschland. Dadurch polarisiere ich aber auch. Man muss sich darauf einlassen, sonst hat der Film verloren.
Wie fanden Sie die Besetzung?
Auf einer Party lernte ich Frank Giering kennen und wusste sofort, das ist der ideale Alex. Die Rolle des Paul war schwieriger zu besetzen. Es gibt wenig junge Schauspieler, die gerne albern sind. Noch kurz vor Drehbeginn standen wir vor dem Nichts, bis wir Steffen Wink entdeckten. Er ist völlig uneitel und sich bewusst, dass er als Spiegel fungiert, um Alex, das Herz der Geschichte, noch sympathischer zu machen. Ich bin Steffen Wink sehr dankbar, dass er der Figur diente und sein Ego zurückstellte.
Brigitte Müller (rechts) und Darsteller Steffen Wink (Paul) bei den Dreharbeiten
Gab es einen dramaturgischen Grund für den USA-Trip der Protagonisten? Das wirkt nach Reiselust des Teams ...
Wir wollten dieses Maßlose in Pauls Charakter verdeutlichen. Obwohl er ziemlich alberne Comedy macht, reicht ihm nicht die kleine Bühne, er strebt nach einem Vorbild aus Hollywood. Er ist ein Mensch ohne Grenzen und Bodenhaftung und begibt sich auf einen Höhenflug,. Doch die Hilfe seines Freundes ist aussichtslos, das ganze Unternehmen zum Scheitern verurteilt. Der Mann mit naivem Charme und einer Portion Unschuld hängt einem unrealistischen Traum nach. Aber was bleibt, wenn man keine Träume mehr hat?
Das Ende überrascht. Man hatte erwartet, dass Paul nach schmerzhafter Erfahrung die "Huhnnummer" präsentiert.
Wir haben lange darüber debattiert. Aber es geht nicht um diese verbissene Verfolgung von Träumen, sondern darum zu wissen, was man hat – einen Freund mit einem großen Ausmaß an Loyalität und Zärtlichkeit. Am Ende hat Paul menschlich gelernt, dass es andere Werte gibt als Streben nach Erfolg.
Was heißt Erfolg für Sie?
Dass ich das nächste Mal leichter eine Geschichte umsetzen kann, die mir vorschwebt. Die vergangenen zehn Jahre bedeuten einen harten Kampf mit sehr vielen Niederlagen, viel Energieverlust, das macht ein wenig müde. Ich hoffe, die Realisierung eines zweiten Films gestaltet sich einfacher.
War es ein großer Sprung von der TV-Serie zum Spielfilm?
Ob Serie, TV-Movie oder Spielfilm, man erzählt eine Geschichte. Die eine in 45 Minuten mit einer schnelleren Dramaturgie, aber die klassischen drei Akte und ein Held, den es zu entdecken gibt, bleiben. Egal ob Fernsehen oder Kino. Für mich waren Serien optimal, weil ich viel lernte und eine große Routine bekam. Ich habe über 50 Bücher geschrieben. Man sieht im Fernsehen, wo es hakt und wo es funktioniert.
Welche Filme möchten Sie in Zukunft drehen?
Ich gehöre nicht zu denen, die sagen: Kino oder Fernsehen. Ich möchte beide Medien bedienen. Meine Prioritäten liegen bei Drama und Romantic Comedy, bewegenden Geschichten für ein großes Publikum. Ich war vier Mal in
Der Club der toten Dichter und habe endlos geweint. Peter Weir ist ein Riesenvorbild. Wenn ich so eine Emotionalität mal schaffen und rüberbringen würde, wäre ich glücklich wie ein Honigkuchenpferd.