Weil seine Eltern im Kampf gegen den linkischen Schneemann Arktos ihr Leben verlieren, wächst der kleine Drache Tabaluga als letzter seiner Art beim Raben Kolk auf. Einige Jahre später steht der Drache an der Schwelle zum Erwachsenwerden, kann zu seinem Verdruss aber noch nicht fliegen und kein Feuer spucken. Auf der Suche nach seinem Feuer wagt sich Tabaluga mit dem Glücksmarienkäfer Bully vom
idyllischen Grünland ins frostige Eisland, zwei Sphären, die von einer riesigen Gewitterfront getrennt werden. Auf der anderen Seite treffen die Freunde die grazile Eisprinzessin Lilli, in die sich Tabaluga sofort verliebt, und den gutmütigen Eisbären Limbo. Nach einer Konfrontation mit dem Eislandherrscher Arktos erscheint die Ausbildung der besonderen Fähigkeiten eines Drachens umso dringlicher, denn Arktos will auch das benachbarte Grünland beherrschen.
Schon die sanft einleitende Erzählerstimme verdeutlicht, dass Regisseur Sven Unterwaldt den
Animationsfilm in der Tradition klassischer Märchengeschichten
in Szene setzt. Die Kategorien Gut und Böse sind ebenso klar voneinander getrennt wie Tabalugas blumenübersähte Heimat Grünland und die von Arktos regierte Eiswelt, die abweisend und leer wirkt. Die musikalischen Wurzeln der Tabaluga-Welt spielen freilich auch im ersten Kinoabenteuer des Drachen eine Rolle. Der gefühlvolle
Orchester-Score und ein halbes Dutzend Gesangseinlagen, darunter von Yvonne Catterfeld und Peter Maffay eingesungene Songs, vermitteln die Befindlichkeiten der Charaktere. Daneben unterhält das kindgerechte
Fantasy-Abenteuer mit Humor, aber auch mit
Spannungselementen wie dramatischen Kämpfen und Verfolgungsjagden, bei denen der Bösewicht Arktos Eisblitze verschießt.
Tabaluga – Der Film, Trailer (© Sony Pictures)
Als letzter seiner Art hadert der Drache Tabaluga mit seiner Identität. Wie empfindet er es, dass er kein Feuer spucken kann und somit kein "richtiger" Drache ist? Wie reagieren andere darauf und wodurch schafft es Tabaluga, zu sich selbst zu finden? Hinweise liefern die Texte der Musikeinlagen, die die Gefühlswelten der Figuren spiegeln. Eine wichtige Rolle bei Tabalugas Entwicklung spielen seine Verliebtheit in Lilli und der Kampf gegen Arktos. Letzterer stachelt sein Volk mit Lügen gegen die benachbarten Grünländer/-innen auf. Im Ergebnis fürchten beide Völker einander, obwohl dazu eigentlich kein Anlass besteht. Eine Diskussion kann die Frage aufwerfen, wie eine gegenseitige Verständigung Ängste und Vorurteile abbauen kann. Filmsprachlich bietet der gestalterische Kontrast zwischen dem belebten Grünland und Arktos' karger Eiswelt Gesprächsstoff. Wie trägt die visuelle Umsetzung zur Atmosphäre in den jeweiligen Welten bei, wie greift die Musik die Stimmungen auf?

Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Christian Horn, 26.11.2018, Vision Kino 2018.
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.