Inhalt
Seit der letzten Party wird Alma von allen nur noch Schwanz-Alma genannt. Sie hat ihren besten Freundinnen von einer eigenartigen Begegnung mit dem Mädchenschwarm Artur erzählt. Statt ihr zu glauben, tratschen sie Almas Erlebnis weiter und das ganze Dorf erklärt sie zur Spinnerin. Eine schlimme Sache für ein fünfzehnjähriges Mädchen in der norwegischen Provinz, wo jeder jeden kennt - zumal Almas Hormone sowieso schon länger verrückt spielen. Während ihre Mutter mit wachsender Befremdung das sexuelle Erwachen der Tochter beobachtet, muss sich Alma selbst einen Weg heraus aus dem Wirrwarr blühender sexueller Fantasien, ersten Erkundungsversuchen und dem fehlenden Verständnis ihres Umfelds bahnen.
Umsetzung
In ihrem Spielfilmdebüt wirft die norwegische Regisseurin Jannicke Systad Jacobsen einen im Kino ungewöhnlich direkten Blick auf die Sexualität eines jugendlichen Mädchens. An Alma fällt vor allem ihre Normalität auf. Anders als in Sozialdramen erzählt
Turn me on nicht von einem Sonderfall und anders als in vielen populären Teenie-Komödien geht es nicht um Pointen rund um spitze Jungs. Vielmehr trägt der Film, getragen von der authentischen Wirkung seiner jugendlichen Laiendarsteller, gradheraus und mit sanftem Humor ein Allerweltsproblem Pubertierender vor: Wie umgehen mit der plötzlichen Lust auf Sex? Mal mehr oder weniger offensichtlich gestaltete Tagtraumsequenzen von Almas ebenso körperlicher wie romantischer Sehnsucht nach Liebe mischen sich mit ihrem freimütigen Off-Kommentar und Szenen aus der verkrampften Alltagswelt, die einen offenen Umgang mit weiblicher Teenager-Sexualität scheut. Eine helle
Farbgebung und leicht überbelichtete Aufnahmen verleihen der Handlung und ihren Protagonisten stets den gemeinhin mit Jugend verbundenen Eindruck von Reinheit und Unschuld.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Auch wenn der Auslöser von Almas Ausstoßung aus ihrem Freundeskreis sehr speziell ist, dürfte ihre Geschichte Schüler/innen gleichen Alters an die eigene Lebensrealität erinnern. Die mit den ersten sexuellen Erfahrungen verknüpften Gefühle, Hoffnungen, Ängste und Reaktionen im sozialen Umfeld spiegelt
Turn me on in konzentrierter Form wider. Damit lädt der Film zu Diskussionen ein: über die Herausforderung der Entdeckung von Sexualität, Geschlechter- und Elternrollen, Tabus, Freundschaften und Verhaltensformen. Almas Rebellion gegen das Schweigen macht Mut, selbst Kommunikationshürden zu überwinden. Angesichts des intimen Themenfeldes würde es allerdings Schüler/innen sicherlich leichter fallen, eigene Erfahrungen indirekt zu reflektieren oder in Kleingruppen zu sprechen.
Turn me on bietet des Weiteren einen guten Anlass, die Pubertät im Fach Biologie wissenschaftlich zu beleuchten und so nicht nur Almas Lust, sondern auch den eigenen Körper besser zu verstehen. Außerdem lassen sich anhand des Films gängige filmische bzw. mediale Darstellungsweisen von Jugend und Sexualität kritisch hinterfragen.
Dieser Text ist eine Übernahme des
VISION KINO-FilmTipps.
Autor/in: Marguerite Seidel, 28.08.2013, Vision Kino 2013.