Mr. Fletcher ist Besitzer einer Videothek in der US-amerikanischen Kleinstadt Pasaic. Als er verreist, um in New York neue Geschäftsideen zu erkunden, überlässt er seinem Angestellten und Ziehsohn Mike den Laden. Dessen tollpatschiger Freund Jerry löscht aus Versehen alle Videos. Um das Geschäft vor dem Ruin zu bewahren, beginnen die zwei Freunde in Nacht- und Nebelaktionen eigenhändig Filme wie
Ghostbusters,
King Kong oder
König der Löwen nachzudrehen. Diese Notlösung entpuppt sich als erfolgreiche Geschäftsidee: Die selbstgemachten Remakes kommen wider Erwarten bei der Kundschaft sehr gut an. Mit der Zeit gerät die ganze Nachbarschaft ins Filmfieber und unterstützt Mike und Jerry tatkräftig beim "Schweden", so nennen die Freunde das Nachdrehen von Filmen. Das Geschäft boomt, bis eines Tages das FBI (Federal Bureau of Investigation) alle "geschwedeten" Filme wegen Urheberrechtsverletzung einzieht.
Michel Gondrys Film ist eine im wahrsten Sinne des Wortes abgedrehte Komödie, voller skurriler, origineller Ideen und mit viel schwarzem Humor. Zwar gerät er durch übertriebene Slapstickeinlagen und seine verspielte Naivität stellenweise hart an die Grenze zum Klamauk, verliert aber dennoch nicht den Bezug zur Realität. Gleichermaßen Satire auf die Filmindustrie, Hommage ans Filmemachen und nostalgische Reminiszenz an die Filmgeschichte setzt sich
Abgedreht zudem kritisch mit dem "entmenschlichten" digitalen Zeitalter auseinander.
Wie schon in seinem vorausgegangenen Film
Science of Sleep appelliert Gondry an die Fantasie und Individualität des Menschen. Mike und Jerry werden kreativ trotz eingeschränkter finanzieller Mittel und technischer Möglichkeiten. Die improvisierten Kurzfassungen erfolgreicher US-amerikanischer Spielfilme sind ein anarchischer Spaß, ihr unerwarteter Erfolg vermittelt den beiden Freunden zugleich neues Selbstbewusstsein. Eine zentrale inhaltliche Funktion hat auch die etwas antiquierte Videothek. Sie fungiert als Nachbarschaftszentrum, dort trifft man sich, tauscht sich aus und ist füreinander da. Damit die Videothek am Ende nicht geschlossen werden muss, verfilmen Mike und Jerry mit der Unterstützung aller Bewohner/innen des Viertels die Geschichte dieser nachbarschaftlichen Institution. In dieser sozialen Interaktion liegt ein ebenso anrührendes wie sehnsüchtiges Plädoyer für Menschlichkeit und Solidarität in einer profitorientierten und entfremdeten Welt.
Autor/in: Stefanie Zobl, 11.03.2008
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