Maria hat Grund zur Freude. Als Thomas, der WG-Mitbewohner ihres Freundes Philipp, mit Jessica eine gemeinsame Wohnung sucht, wird endlich ein Platz in deren Berliner Wohnung frei. Doch so glücklich ist Philipp darüber nicht. Denn er ist auch in seine beste Freundin Dina verliebt, die gerade in eine WG mit seiner Schwester Wiebke gezogen ist. Wiebke wünscht sich endlich eine richtige Beziehung, trifft jedoch immer auf die Falschen. Schlimmer noch, wenn ihre Freunde danach in Dinas Armen landen, so wie etwa Michael. Aber Michael ist ohnehin noch nicht bereit für eine Partnerschaft, sonst hätte er nicht Augen auf Jessica geworfen, in deren Beziehung zu Andreas es seit einiger Zeit kriselt. Und irgendwann braucht auch Philipps jüngere Schwester Swantje eine neue Bleibe in Berlin.
Ständig werden in der Komödie von Dietrich Brüggemann Umzugskisten gepackt und in andere Wohnungen getragen. So liefert der Film eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Twentysomethings, einer Generation ohne Sicherheiten, die immer auf der Suche ist und in deren Leben nur die stetige Veränderung eine Konstante zu sein scheint. Sehr treffend und humorvoll fängt Brüggemann das Lebensgefühl seiner jungen Protagonisten/innen ein, die er in seinem Episodenfilm über ein Jahr lang begleitet. Sie erleben kurze Momente des Glücks, werden mit den Lebenslügen ihrer Eltern konfrontiert, stürzen in Identitäts- und Beziehungskrisen und rappeln sich wieder auf. Die Jahreszeiten geben unterdessen die Struktur vor und vermitteln – ebenso wie der oft melancholische
Soundtrack – die Stimmung, vom tristen Herbst bis zum warmen Sommer.
3 Zimmer/Küche/Bad gelingt eine Gratwanderung zwischen pointierter Komödie und alltäglichem Drama, das trotz mancher überzogener Darstellungen nie weltfremd wirkt, sondern vielmehr einen entlarvenden Blick hinter die Fassaden familiärer, partnerschaftlicher oder freundschaftlicher Beziehungen wirft. Gerade diese regen in lebenskundlichen Fächern wie Ethik oder Religion zur Auseinandersetzung ein. Doch interessant ist auch die Frage, durch welche gesellschaftlichen Rahmenbedingungen die hier dargestellte Generation eigentlich geprägt ist und wie sich diese von anderen Generationen unterscheidet – selbst wenn Brüggemann schließlich unmissverständlich zeigt: Auch die Eltern wussten längst nicht alles besser.
Autor/in: Stefan Stiletto, 02.10.2012
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