Mardi Gras.BB ist eine deutsche Brassmusikband, die vor 20 Jahren gegründet wurde, und seitdem über 1000 Konzerte gegeben und zehn Alben veröffentlicht hat. Typisch für die Band sind ihre exzentrischen Charaktere, Konzerte, deren Magie sich durch den engen Kontakt mit dem Publikum entfaltet, und eine Musik, die filmreife Geschichten erzählt. Während die Band im legendären "Hazelwood"-Studio des gleichnamigen Independent-Labels in Frankfurt am Main ihre neue Platte (als letztes dort produziertes Album) aufnimmt, philosophiert Bandleader Doc Wenz über den Wandel im Musikgeschäft und den eigenen schweren Stand: Wie viele andere Bands muss auch Mardi Gras.BB ums ökonomische Überleben kämpfen und sich die Frage stellen, inwieweit eine Anpassung an die neuen Realitäten notwendig ist.
Der Dokumentarfilm zeigt die Musiker bei diskussionsintensiven Aufnahmen im Studio, bei Auftritten und lässt sie in Interviews zu Wort kommen. Er porträtiert eine Band, die sich im Umbruch befindet, und liefert zugleich eine Bestandsaufnahme der gegenwärtigen Situation der Musikbranche. So variiert die Stimmung zwischen resignativ-traurig und kämpferisch, was einen unentschiedenen Eindruck hinterlässt. "Der Zeit trotzen" ist nicht nur Motto der Band, sondern auch Leitmotiv des Films. Dessen auffälligstes filmsprachliches Merkmal ist der Rückgriff auf Mittel des Stummfilms: Die Musik der Band bildet die einzige Tonquelle, was sie umso mehr in den Mittelpunkt rückt. Zudem ist
A Silent Rockumentary teils in schwarz-weiß gedreht, Texttafeln ordnen den Film in Akte, kommentieren das Geschehen oder geben die Aussagen der Interviewpartner wider.
Die Musik korrespondiert stimmig mit den Bildern und Textfragmenten, wodurch sie einen stark erzählenden Charakter erhält und zudem den individuellen Stil der Band nahebringt. Dieser kann im Musikunterricht analysiert und dabei in größere stilistische Zusammenhänge eingeordnet werden. Hier kann der Film auch dazu dienen, den Entstehungsprozess eines (Konzept-)Albums zu betrachten sowie verschiedene Vertriebswege zu thematisieren. Im Politik-, Gemeinschafts- oder Sozialkundeunterricht lässt sich an die politische Debatte um den Wert geistigen Eigentums anknüpfen, über den Einfluss des Internets in diesem Kontext diskutieren sowie über den jüngsten Streit um GEMA-Gebühren. Im Kunstunterricht kann die filmästhetische Umsetzung unter die Lupe genommen und etwa untersucht werden, inwieweit das Wiederaufgreifen früherer Formen der Filmkunst hier rein dekorativ wirkt oder aber tatsächlich die Botschaft des Films stützt.
Autor/in: Lisa Gadatsch, 26.06.2013
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