Der pakistanischstämmige Taxifahrer Mahmud lebt mit seiner Familie im Osten Londons. Er liebt Fußball und Rockmusik und legt die Regeln des Islam großzügig aus. Als seine Mutter stirbt, findet er eine Adoptionsurkunde und erfährt, dass sein biologischer Vater Jude war. Um seinen schwerkranken Vater besuchen zu können, macht Mahmud beim jüdischen Taxifahrer Lenny einen "Crash-Kurs" in jüdischer Religion und Kultur. Dabei hat er gerade seinem Sohn Rashid versprochen, sich wie ein frommer Muslim zu verhalten. Denn Rashid möchte die schöne Tochter eines fundamentalistischen muslimischen Predigers heiraten und braucht dessen Zustimmung. Zudem wird Mahmuds Frau wegen seiner häufigen Abwesenheiten misstrauisch.
Die Culture-Clash-Komödie aus der Feder des Komikers David Baddiel ironisiert subversiv gegenseitige ethische und religiöse Vorurteile britischer Muslime und Juden. Die Humor-Bandbreite reicht von klassischem Slapstick über Sketch-Miniaturen bis hin zu bissigem Dialogwitz, etwa wenn Mahmud den muslimischen Prediger als "Fatty Fatwa Face" tituliert. Mit langen Kameraeinstellungen, häufig in
Totalen, gewährt der Film seinem Schauspielerensemble in solchen spielbetonten Szenen großen Entfaltungsraum. Das
Produktionsdesign charakterisiert zudem die religiösen Milieus durch die
Farbgebung. So ist die islamische Community durch viele grüne Farbtöne bei Kulissen und Kostümen markiert, während blaue und silberne Akzente innerhalb der jüdischen Gemeinschaft dominieren. Das Himmelblau symbolisiert im Judentum Gott, Glauben und Offenbarung, Silber steht für moralische Unschuld und Heiligkeit. Im Islam gilt Grün als Farbe des Propheten.
Im Unterricht liefert die Identitätskrise des Protagonisten Anknüpfungspunkte für Diskussionen über (entwicklungs-)psychologische Fragen: Wie wichtig ist religiöse Zugehörigkeit für das Selbstbild? Warum reagiert das familiäre Umfeld so entsetzt auf die 'Schande'? Angesichts des angespannten Verhältnisses zwischen Juden und Muslimen bietet sich zudem eine diskursive Analyse an, welche wechselseitigen Ressentiments in der Filmsatire aufgegriffen und inwiefern Wertungen in die Darstellung einfließen. Da britische Komödien wie die Islamistensatire
Four Lions (Christopher Morris, Großbritannien 2010) oder der rabenschwarze Kultfilm
Borat (Larry Charles, USA 2006) ähnliche Themen behandeln, liegt auch eine Diskussion über die ästhetischen und ethischen Grenzen der Political Correctness nahe.
Autor/in: Reinhard Kleber, 27.06.2011
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