Zusammen mit dem Botaniker Francis Hallé begibt sich der Naturfilmer Luc Jacquet auf eine Reise durch die 700-jährige Evolutionsgeschichte der tropischen Primärregenwälder. Unter dem Schirm der Bäume tummeln sich unzählige Tierarten, sie selbst sind aber zugleich auch ungemein lebendig: Die Bäume kommunizieren mit ihrer Umgebung und sichern mit kuriosen Allianzen, Täuschungsmanövern und Duftstoffen ihre Existenz. Ein besonderes Naturwunder ist der Moabi-Baum mit seiner imposanten Höhe. Der Film zeigt jedoch nicht nur die Faszination dieser Lebensräume, sondern auch den Kahlschlag und warnt ausdrücklich vor weiterer Abholzung der stark gefährdeten Regenwälder.
Das Geheimnis der Bäume wurde in Peru und Gabun gedreht, zwei der wenigen Länder, die noch über einen Urwald verfügen. In einer eigenwilligen Mischung aus Dokumentation und
Computeranimation spielt der Film imaginär und durchaus kunstvoll durch, wie sich der Regenwald von Grund auf regeneriert. Im
Zeittraffer sprießen zwischen echten Bäumen animierte Pflanzen hervor oder umschlingt eine Würgefeige einen Baumriesen, der im Laufe von Jahrzehnten in ihrer Mitte verschwindet. Jacquet arbeitet mit imposanten
Totalen, langsamen
Kamerafahrten und eindrucksvollen Makroaufnahmen von Kleinstlebewesen, um den Dschungel in seiner Vielfalt zu visualisieren. Den Botaniker Hallé, dem der Synchronsprecher Bruno Ganz aus dem Off eine Stimme gibt, sieht man inmitten des Dschungels oft mit einem Skizzenblock. Von der realen tropischen Geräuschkulisse ist allerdings nur wenig zu hören, da Jacquet die Bilder mit einem emotionalisierenden
Soundtrack untermalt.
Mit lehrreichen Instruktionen eignet sich der Film ideal für eine Unterrichtseinheit über das Ökosystem des tropischen Regenwalds. Dank anschaulicher Darstellungen können die Besonderheiten eines Primär- im Vergleich zu einem Sekundärwald herausgearbeitet werden, insbesondere im Hinblick auf die Biodiversität. Der Film erklärt das Phänomen der Photosynthese und die Funktionen bestimmter Tiere für die Evolution und den Kreislauf von Werden, Wachsen und Sterben. Am Beispiel der Ameisen, die die Bäume vor Schädlingen beschützen, lässt sich beispielsweise der Mechanismus von Angriff und Abwehr nachvollziehen. Im Kunstunterricht können sich Schüler/innen von Hallés fantasievollen Strichzeichnungen für eigene Kreationen von Tieren und Pflanzen inspirieren lassen. Im Ethikunterricht sollten die Gründe erörtert werden, die zur Gefährdung des Regenwalds geführt haben, zudem können Ideen zu seinem besseren Schutz entwickelt werden.
Autor/in: Kirsten Liese, 09.12.2013
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