Im Traumland ist Tragisches passiert, dem Sandmännchen wurde vom Wirbelsturm Habumar der Traumsand gestohlen und kein Kind wird angenehme Träume haben, bis der Sandmann seinen Sand zurückerhält. Dies kann nur gelingen, wenn Kapitän Scheerbart aus der Wachwelt gegen Habumar anträumt. So schickt der Sandmann das chaotische Traumschaf Nepomuk in die reale Welt, um Scheerbart zu holen. Nepomuk bringt aber nur den kleinen Miko mit, Scheerbarts ängstlichen Enkel. Miko ist trotzdem genau der Richtige, um Habumar zu besiegen, da er ein großartiger Träumer ist. Zu dritt machen sie sich auf den Weg, um den Wirbelsturm durch die Traumwelt zu verfolgen.
Seit mehr als fünfzig Jahren schickt das Sandmännchen bereits die Kinder ins Bett. Den Sandmann jetzt als Puppentrickfilm mit einer abendfüllenden Handlung – im Gegensatz zu den Episoden der Vorabendserie – ins Kino zu bringen, ist ein gelungenes Experiment. Die Gestaltung der Figur orientiert sich am Sandmann des DDR-Fernsehens, der nun schon lange auch in den alten Bundesländern erfolgreich ist. Alle anderen Puppen sind sehr phantasievoll entworfen und wirken ein wenig so, als seien sie zum Leben erweckte bunte Spielzeugfiguren. Dank der Kombination verschiedener
Animationstechniken bewegen sich die Helden durch Eiscremekugeln oder sausen auf dem Leuchtturmstrahl in die Realwelt.
Stop-Motion in echten Kulissen und einzelne Hintergründe im Bluesscreenverfahren erschaffen eine fantasievolle Traumwelt, die eingerahmt ist von zwei Szenen aus der Realwelt, in der Miko lebt.
Das Sandmännchen genießt bei seinem jungen Publikum einen hohen Vertrauensbonus und wird von Volker Lechtenbrink warmherzig synchronisiert. Die Freundschaft zwischen der Fantasiefigur und dem Menschenkind stellt den Inbegriff tiefer Zuneigung dar, so dass der Film hier ideale Anknüpfungspunkte bietet, kleine Kinder in ihrer Selbstfindung zu bestärken. Miko gelangt endlich zu Selbstvertrauen, da der Sandmann niemals an ihm zweifelt und ihn emotional unterstützt, auch wenn ihm nicht gleich alles gelingt. Durch diesen Rückhalt kann Miko seine Ängste überwinden und gleichzeitig Positives bewirken – dieses Vorbild bestärkt Kinder in ihrem eigenen Handeln. Die Alptraumwelt Habumars ist dabei niemals zu bedrohlich oder angsteinflößend, sodass auch kleinere Kinder der Geschichte ohne Furcht folgen können, und Nepomuk sorgt mit seinen Späßen für befreiende Lacher. Filmanalytisch können Grundschulkinder den Unterschied zwischen der TV-Figur und der Kinofigur des Sandmanns herausarbeiten.
Autor/in: Katrin Hoffmann, 04.09.2010
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