Bastian, gelernter Betonbauer, ist erst 20 Jahre alt, scheint aber bereits in einer Sackgasse angekommen zu sein. Gerade hat er eine achtmonatige Haftstrafe wegen eines Diebstahls verbüßt, den er für seinen Kumpel Maik begangen hat. Maik hat Bastian in der Hand, seit dieser einen Stadtstreicher erschlagen hat, ein Verbrechen ohne Motiv, verübt aus einem Gefühl der Langeweile und Frustration. Als Bastian zufällig eine Gruppe von Wandergesellen auf der Walz kennen lernt, scheint ihm das eine willkommene Gelegenheit, nicht nur dem erpresserischen Maik sondern auch den eigenen quälenden Erinnerungen zu entkommen. Er überredet den Anführer Festus, ihn probeweise auf die traditionelle Wanderschaft mitzunehmen. Auf der "Tippelei" lernt Bastian die seltsamen Regeln und Rituale der mittelalterlichen Zunft schätzen und gewinnt in dem kauzigen Festus einen neuen Freund. Mit fortschreitender Reise versteht er, dass Freiheit und Freundschaft mit der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, verbunden sind. Als er erfährt, dass eine Verbindung zwischen Festus und dem Ermordeten bestand, ist Bastian bereit, sich seiner Vergangenheit zu stellen.
Auch in ihrem zweiten Spielfilm nach
Oi! Warning (Deutschland 1999) beschäftigen sich die Brüder Benjamin und Dominik Reding mit der Suche nach Orientierung und jugendlichen Lebensentwürfen jenseits kleinbürgerlicher Enge.
Für den unbekannten Hund geht noch einen Schritt weiter und eröffnet, ganz im Sinne einer klassischen Tragödie, einen Zyklus von Schuld, Sühne und Sinnsuche. Gestaltet im Stil eines Road Movie, nutzt der Film die Bewegung im Raum als Auslöser und metaphorischen Spiegel für den inneren Wandlungsprozess des Helden. Das traditionelle Regelwerk der Wanderbrüder, zu dem Trinkfestigkeit und das Tragen von Schlapphüten ebenso zählen wie der freiwillige Verzicht auf die Annehmlichkeiten der modernern Zivilisation, konfrontiert Bastian mit einer archaisch anmutenden Welt, in der er sich zunehmend zu Hause fühlt. Detailliert inszenierte Plansequenzen, rotgetönte Rückblenden und eine symbolisch aufgeladene Farb- und Bilddramaturgie überhöhen die in der Realität verankerte Handlung ins Mythische. Die Sehnsucht nach einer Wahrheit jenseits der Konventionen findet in der visuellen Gestaltung ein kraftvolles Pendant, die einem jungen Publikum auch formal einen frischen Zugang zu existenzialistischen Fragestellungen bietet.
Autor/in: Ula Brunner, 05.12.2007
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