Daniel ist mit dem Down-Syndrom zur Welt gekommen und hat mit 34 Jahren sein Studium cum laude abgeschlossen. Eine kleine Sensation, was jedoch nichts daran ändert, dass seine Mitmenschen ihm mit Vorurteilen begegnen. Ein "normales" Leben scheint für ihn nicht möglich. Als Daniel sich in seine alleinstehende, attraktive Kollegin Laura verliebt, entwickelt auch sie zärtliche Gefühle für den lebenslustigen Außenseiter, erfüllt nur Daniels Hoffnungen auf eine feste Beziehung nicht. Sie leidet an einem Trauma aus ihrer Kindheit, das sie beim Tod ihres Vaters einholt. Doch eine einzige Liebesnacht wird für Daniel zu einem Erlebnis, das sein Selbstbewusstsein ernorm stärkt.
Me Too ist das authentische Porträt eines Mannes, der dagegen rebelliert, von seiner Umgebung stigmatisiert zu werden. Er kämpft vor allem für sein natürliches Bedürfnis nach Liebe und Sexualität. Getragen wird der Film von dem grandiosen Hauptdarsteller Pablo Pineda, dessen eigene außergewöhnliche akademische Laufbahn die Regisseure zu diesem Film inspirierte. Als ein ebenso starker wie verletzlicher Charakter wirkt Pineda als Daniel zutiefst menschlich und sensibilisiert auf diese Weise für seine Lebenswirklichkeit. Daneben sorgt auch eine zwischen Ernst, Humor und Romantik schwankende Inszenierung dafür, dass die Zuschauer/innen den Helden weniger bemitleiden, als in die Lage versetzt werden, Dinge anders wahrzunehmen.
Ausgrenzung ist ein Thema, mit dem viele Jugendliche schon einmal in Berührung gekommen sind, sei es als Betroffene oder im Umgang mit Außenseitern/innen. Vor allem Jugendliche mit ähnlichen Problemen dürften in dem Protagonisten eine Identifikationsfigur entdecken. Von solchen Erfahrungen ausgehend, bietet der Film einen guten Einstieg in den medienpädagogischen Unterricht, insbesondere an Integrationsschulen. Schüler/innen können eigene Vorurteile hinterfragen und erörtern, warum Geistigbehinderten auch heute noch zugemutet wird, auf Liebe und Sexualität weitgehend zu verzichten. Dabei können Schwierigkeiten angesprochen werden, die sich im persönlichen Umgang ergeben, aber auch Chancen, die sich bei Freundschaften zwischen Behinderten und Nicht-Behinderten eröffnen. Ausgehend von der zentralen Frage des Films "Warum willst du denn normal sein?" empfiehlt sich zudem eine Diskussion über das Verständnis der Begrifflichkeiten Normalität und Behinderung.
Autor/in: Kirsten Liese, 01.08.2010
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