Mit einer Handvoll Schallplatten und einem großen Traum verschlägt es Sherrie 1987 aus einer Provinzstadt ins wilde Los Angeles: Sie will Sängerin werden – und findet doch zunächst nur einen Job als Kellnerin. In einem der angesagten Rockclubs der Stadt verliebt sie sich in Drew, der ebenfalls von einer Karriere als Musiker träumt und dessen Vorbild der große Stacee Jaxx ist. Als sich ihre Wege nach einem Missverständnis trennen, erkennen sie bald die Schattenseiten des Showgeschäfts und müssen sich fragen, was ihnen wichtiger ist: berühmt zu werden oder sich selbst treu zu bleiben.
Zurück in die späten 1980er-Jahre führt die Filmadaption des gleichnamigen Broadway-Musicals, in eine Zeit exzentrischer Glam-Metal-Stars, die mit langen Haaren, Lederkleidung und Skandalen von sich Reden machen und deren Ära sich zugunsten von gecasteten Boygroups allmählich dem Ende neigt. Mit hemmungsloser Selbstironie inszeniert Adam Shankman seine irrwitzige Musical-Version des Mythos von Sex, Drugs & Rock 'n' Roll. Die aufwändigen geschickt
montierten Tanz- und Gesangsszenen erinnern dabei an die Ästhetik von Videoclips und erfüllen zugleich eine dramaturgische Funktion. Denn die zahlreichen bekannten Rocksongs werden von den Figuren selbst interpretiert – und aus ihrem Mund erhalten diese Stücke zumeist eine neue Bedeutung.
Insbesondere durch die Nebenfiguren – etwa Tom Cruise als schrillem Superstar Stacee Jaxx oder Paul Giamatti als gewieftem Manager – hält der Film der Musikindustrie einen Spiegel vor, entlarvt Manierismen und zeigt, dass nicht der Künstler, sondern die Ware letztlich im Mittelpunkt steht. So subversiv
Rock of Ages manchmal ist, so sehr bestätigt er jedoch zugleich auch den amerikanischen Traum, der jedem die Möglichkeit einer Karriere verspricht. Gerade die Lebenswege von Sherrie und Drew bieten in dieser Hinsicht zahlreiche Anknüpfungspunkte, um in Fächern wie Ethik, Religion oder auch Musik über die Anziehungskraft von Idolen oder den Wunsch nach Ruhm – wie er etwa auch in Castingshows verkauft wird – zu diskutieren, während zugleich hinterfragt werden kann, welches versöhnliche Weltbild dem Musical-Genre zu Grunde liegt und wie sich dieses auch in
Rock of Ages zeigt.
Autor/in: Stefan Stiletto, 12.06.2012
Mehr zum Thema auf kinofenster.de:
Weitere Texte finden Sie mit unserer Suchfunktion.